25795 Stelle-Wittenwurth - Dorfstraße 41
Helmut Barthel – Zauber kalt – Bari in Inari – Teil 1 (Ein Märchen für Erwachsene)
Helmut Barthel – Zauber kalt – Die wilde Jagd – Teil 2 (Ein Märchen für Erwachsene)
Helmut Barthel – Fabulate (Randbemerkungen in zeitkritischen Prosabildern)
Helmut Barthel – Fabulate 2 (Randbemerkungen zu Kampfkunst und Philosophie)
Helmut Barthel – Sorcery Cold (A Fairytale for Adults)
Helmut Barthel – Ein Tag wie morgen (Kleine Geschichten)
Helmut Barthel – Der Vollerwachte aber
widersprach und sagte …
Helmut Barthel – Dichterstube –
Kehricht Band 1
Helmut Barthel – Dichterstube –
Kehricht Band 2
Helmut Barthel – Ein Zimmermann in der
Wüste (Erzählband mit 14 neutestamentlichen Episoden)
Helmut Barthel – Lyrik-Lesung 1 Dichterstuben (Eine Auswahl, im Kulturcafé Komm du am 29.5.2013)
Helmut Barthel – Lyrik-Lesung 2 Dichterstuben (Eine Auswahl, im Kulturcafé Komm du am 7.8.2013)
Helmut Barthel – Lyrik-Lesung 3 Dichterstuben (Eine Auswahl, im Kulturcafé Komm du am 30.10.2013)
Helmut Barthel – Lyrik-Lesung 4 Dichterstuben (Eine Auswahl, im Kulturcafé Komm du am 4.12.2013)
Helmut Barthel – Lyrik-Lesung 5 Dichterstuben (Eine Auswahl, im Kulturcafé Komm du am 12.2.2014)
Kirsten Barthel – Frize Fraze
Sedat Kalyoncu – Zwei Hörner und Russ (Teufelsgeschichten)
Brigitte Plath – Akilah tanzt (18
widerspenstige Kurzgeschichten und Dialoge)
Brigitte Plath – Federfang (Satire- und
Erzählgedichte)
Helmut Barthel
Randbemerkungen zu Kampfkunst und Philosophie
Softcover
erschienen im Dezember 2021
Seitenanzahl 236
Preis 14,50 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-44-1
Klappentext:
Wenn es um allgemeingültige, jedoch auch im Detail aufschlussreiche, Bewertungen und Aussagen zu für den europäischen Blick streckenweise eher befremdlich erscheinenden Kampf- und Kriegskünsten aus Ostasien und den USA geht, so finden sich in den Beiträgen dieses Buches durchaus signifikante Beispiele dazu. Den Zweck, dem Laien wie dem Experten einige tiefere und historische Zusammenhänge näherzubringen, erfüllen die Texte informativ und unterhaltsam. Gerade die geistigen und philosophischen Aspekte werden hier angemessen behandelt. Kurzum, den vorliegenden, erstmalig im Fachmagazin „Martial Arts“ veröffentlichten Gedanken zu den die Kriegs- und Kampfkünste betreffenden Themen wurde mit diesem Blick, wenn auch in kleinem Maßstab, aufs Denkbarste Rechnung getragen.
Das CH'I-Konzept
Ch'i - Ein umstrittener Begriff (Das Ch'i-Konzept - Teil 1) | 13 |
Ch'i-Ti „Höllentor“ | 25 |
Exkurs: „Appendix“ | 27 |
Ch'i - Überprüfbarkeit in der körperlichen Praxis Der technische Ch'i-Begriffund seine Verwendung (Das Ch'i-Konzept - Teil 2) | 29 |
Ch'i-Ti „Denke“ | 53 |
Exkurs: „Schiebende Hände“ | 55 |
Die philosophischen, geschichtlichen und praktischen Werte des Ch'i-Konzepts (Das Ch'i-Konzept - Teil 3) | 57 |
Ch'i-Ti „Der Traumgast“ | 75 |
Exkurs: „Der Schritt“ | 77 |
YIN & YANG
Yin & Yang Ein Gegensatzpaar für Ordnung und Ausgleich (Yin & Yang - Teil 1) | 81 |
Ch'i-Ti „Regeln“ | 101 |
Exkurs: „Wirklich“ | 103 |
Yin & Yang in der Literatur- und Philosophiegeschichte Chinas (Yin & Yang - Teil 2) | 105 |
Ch'i-Ti „Hypowitz“ | 117 |
Exkurs: „Traumtanz“ | 119 |
Yin & Yang Analyse und Schlussfolgerung Bedeutung des Yin & Yang für die gesellschaftlichen Aneignungs- und Verwaltungsprozesse nicht nur in der Frühgeschichte Chinas (Yin & Yang - Teil 3) | 121 |
Ch'i-Ti „Heil“ | 131 |
Exkurs: „Graviton“ | 133 |
Kriegskunst der Indianer?
Unvereinbare Gegensätze - Indianische Existenzanschauungen versus Lebensauffassungen östlicher und westlicher Zivilisationen (Kriegskunst der Indianer? - Teil 1) | 139 |
Ch'i-Ti „Treffen“ | 153 |
Exkurs: „Rotmütz“ | 155 |
Folgen der Begegnung zwischen der weißen Kultur und der roten Urkultur (Kriegskunst der Indianer? - Teil 2) | 157 |
Ch'i-Ti „Dummy“ | 173 |
Exkurs: „Hirsekorn“ | 175 |
Kriegskunst der Indianer - eine Erfindung der weißen Geschichtsschreibung (Kriegskunst der Indianer? - Teil 3) | 177 |
Ch'i-Ti „Flüstertüte“ | 187 |
Exkurs: „Silberstreif“ | 189 |
Das „Endliche Ritual“ (Unveröffentlichter Romanauszug) | 193 |
Exkurs: „Abgrund“ | 219 |
Über den Autor | 223 |
Ch'i - Überprüfbarkeit in der körperlichen Praxis
[…]
Um noch einmal auf das zirkulierende Ch'i zurückzukommen, können wir hier feststellen, dass es immer dort, wo es in komplizierte Funktionen oder unüberschaubare Zusammenhänge gebracht wird, eine ausschließliche metaphysische Lückenbüßerrolle erfüllt. Es scheint mir daher wichtig, solange man von spürbaren und begreifbaren Energie- und Kraftwirkungen spricht oder diese praktiziert, auch in den Erklärungsmodellen bei diesen zu bleiben und einen grundsätzlichen philosophisch-spekulativen Begriffwie das Ch'i nicht auf so unangemessene Weise zu verbrauchen.
Diesen Teil der Serie möchte ich damit abschließen, in Wort und Bild auf ein Beispiel einzugehen, dem häufig Ch'i-Kraft als letzte Erklärung zugeordnet wird. Ich meine den PUSH, d.h. die Wirkung, in der ein Kontrahent unter bestimmten Umständen von kaum oder nicht wahrnehmbarer Kraft plötzlich etliche Meter zurückgeschleudert bzw. -geprellt wird. Wichtig ist dabei aufzuzeigen, dass dieser Vorgang auch völlig anders erklärt, verstanden und gelernt werden kann als unter Zuhilfenahme einer geheimnisvollen Ch'i-Kraft.
Durch Anspannung und Entspannung des aktiven Bewegungsapparates wird der Körper bzw. der passive Bewegungsapparat in Bewegung gebracht und gehalten. Diese Bewegung resultiert aus der sich wiederholenden Stabilisierung eines ständig im Fall befindlichen Körpers durch Muskelkontraktion. Kräfte, die durch Muskelspannung und -entspannung entstehen und nach außen wirken, sind durch koordinierte Stütz- und Stabilisierungskontraktionen und durch lokale Entspannung in eine Richtung geschwungene Gewichte, die wiederum durch nachfolgende Kontraktion bzw. Stabilisierung des Gesamtkörpers als statischer Druck an einem gedachten Außenpunkt wirken. Dieser gedachte Druckpunkt bzw. Aufschlagpunkt entspricht dem über die räumliche Wahrnehmung (= visueller, akustischer sowie Tastsinn) anvisierten Brennpunkt. Auf diesen Punkt stellt sich der Kontraktions-/Relaxationsrhythmus als Bewegungsphase ein, um sich dann in der Funktion des Drucks und des Schlages neben der Druck- bzw. Schlagwirkung wieder selbst zu stabilisieren. Der räumlichen Orientierung durch Wahrnehmung und ihrer Reflexumsetzung im Muskelbereich wird mit einer für das Bewusstsein nicht wahrnehmbaren Geschwindigkeit, den Verhältnissen und Veränderungen entsprechend, mit körperlichen Reaktionen ständig Rechnung getragen. Jede Stütz- und Stabilisierungsfunktion wirkt der Fallbewegung entgegen und destabilisiert gleichzeitig kurzfristig in die entgegengesetzte Richtung.
Diesem Umstand verdankt nun der mit geringfügigem Aufwand ausgeführte Push seine Wirkung. Wenn ein anvisierter Brennpunkt, der dem endlichen Druckpunkt entsprechen sollte, in einem Bewegungsablauf bzw. -rhythmus schneller oder kürzer als dieser Rhythmus selber aus der Wahrnehmungsorientierung verschwindet oder weiter als ursprünglich anvisiert nach hinten in den Raum verlegt wird, dann wird der auf diesen Brennpunkt gestützte Bewegungsablauf unterbrochen und realisiert eine Umorientierung durch eine kurzfristige Stabilisierung gegen den nach vorn gerichteten Schwung- und Fallablauf. Diese Gegenkontraktion löst eine Schwung- bzw. Fallbewegung in die entgegengesetzte Richtung aus.
Bevor der Reflexbogen eine Verschiebung des anvisierten Druck- bzw. Brennpunktes in der besagten Weise durch eine Gegenreaktion im Gesamtbewegungsablauf realisiert hat, hat der Push-Ausübende bereits den Druckpunkt wieder nach vorn verlagert und bewegt ihn unmerklich in die entgegengesetzte Richtung. Diese unmerkliche Gegenbewegung tritt wegen ihrer Kürze mit dem in der Restabilisierungsphase befindlichen Fall- und Kontraktionsablauf des Kontrahenten in Verbindung und verstärkt - dem Fall und der Kontraktionskraft des Gegners entsprechend - die Rückwärtsbewegung des Angreifers als instabile Fallwirkung. Nur durch eine schnellere Kontraktion in die gleiche Richtung könnte der Gegner dieser Destabilisierung entgegenwirken. Der Kontrahent fängt so jedoch seinen Fall durch einen bewussten Sprung nach hinten auf und muss dies, je nach Geschwindigkeit und Stärke der Fallwirkung, häufiger wiederholen.
Dasselbe gilt auch für den Push, dessen Ausführung das gleichzeitige Öffnen und Schließen des Körpers voraussetzt. Dabei wird der Eindruck erweckt, als würde sich der Praktizierende in der Push-Phase nicht oder kaum bewegen und der Kontrahent wie von einer unsichtbaren Kraft abgeprellt werden.
Tatsächlich ereignet sich dieser Vorgang nicht in demselben Augenblick, sondern ist eine noch mehr auf die unmittelbarste (senkrechte) Fallrichtung bezogene Wechselbewegung von stetiger Spannung und Entspannung.
Dasselbe geschieht, wenn der Angreifer von oben nach unten drückt und dabei seinen Ober- mehr als den Unterkörper anspannt. Durch eine kaum merkliche Verschiebung des Angriffspunktes nach unten wird der Druck des Oberkörpers für den Kontrahenten selbst nach unten wirksam. Seine Reflexe steuern dem durch Kontraktion im unteren und durch Entspannung im oberen Körperbereich entgegen, während der Druckpunkt des Push-Ausführenden sich bereits wieder nach oben bewegt.
Um dieser größeren Geschwindigkeit bzw. Kürze ständiger unvermittelter Stabilitätsverschiebung zu entsprechen, muss der Gegner durch einen unfreiwilligen Sprung einen Sturz nach hinten verhindern. Für den Betroffenen fühlt es sich häufig so an, als wenn er für diesen Augenblick ungewöhnlich leicht wird. Dieses stimmt damit überein, dass die Wahrnehmung die Wirkungen und Gegenwirkungen der Gewichtsverhältnisse in einer derart kurzen Push-Phase nicht registriert und sich auch die Reflexe dieser bewusst angewendeten Push-Technik nachordnen.
Durch Gewichtsverschiebung verlagert sich der gedachte (potentielle) Druckpunkt tiefer, so dass der ausgeführte Push bei scheinbar äußerer Bewegungslosigkeit ebenfalls nach vorn, jedoch leicht von unten nach oben wirkt.
Damit will ich sagen, dass es sich bei dem sogenannten Push des gleichzeitigen Öffnens und Schließens (Gleichzeitigkeit von Yin und Yang) um denselben Ablauf handelt wie zuvor beschrieben. Der Unterschied besteht nur in dem direkteren (bezogen auf die Fallrichtung senkrechten) Weg mit nach oben leicht modifizierter Wirkung. Eine Gleichzeitigkeit des Öffnens und Schließens ist dabei jedoch ebenso eine äußere Täuschung wie die auftretende Prellwirkung bestenfalls durch die Kontraktion gegen den Boden verursacht wird und nicht durch irgendeine andersgeartete Kraft (Ch'i).
In komprimierter und sicher nicht leicht verstehbarer Form habe ich damit einen - auf großem Raum leichter beschreibbaren - physikalischen Zusammenhang angedeutet, der voll und ganz die phänomenale Wirkung eines über viele Meter reichenden Push-Effektes mit kaum sichtbarer auslösender Bewegung erklärt.
Wenn es einem Menschen gelingt, einen anderen von sich abprallen zu lassen, ohne dass dieser eine Vorwärts- oder Rückwärtsbewegung spürt, so ist dies das Ergebnis einer körperbewussten Verwendung der zuvor beschriebenen Bedingungen, in ungleich kürzerer Zeit und auf ungleich kürzerem Weg, als die Reflexe des Kontrahenten gegenzusteuern vermögen, den Druck- oder Brennpunkt mehrmals zu verlagern und damit umgekehrt wirksam werden zu lassen.
Wegen der abstrakten und kurzgeschlossenen, schwer zugänglichen Fassung, die ausschließlich auf den Umstand zurückgeht, dass für eine angemessene umfassende Erklärung der zugrundeliegenden komplexen Zusammenhänge der Raum fehlt, bin ich gerne bereit, wirklich Interessierten diese Theorie bei genauer Nachfrage näher zu erläutern und zu beweisen.
Das obige Beispiel und alle anderen aufgeführten Argumente können und sollen sich nicht gegen Ch'i als Denk- und Arbeitskonzept wenden, sondern nur Ansatzpunkte bieten, den mit Sicherheit wertvollen und brauchbaren Inhalten, die sich mit diesem Begriff verbinden, mit ungezwungener und befreiter Neugier näherzukommen. Es war schon immer die Folge von Dogmatisierung, den Weg zum Kern einer Sache schwieriger zu gestalten, als er eigentlich ist.
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Sedat Kalyoncu
Teufelsgeschichten
erschienen im Dezember 2021
Softcover
Seitenanzahl 288
Preis 14,90 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-43-4
Klappentext:
Jede Kultur kennt Teufelsgeschichten und jede Zeitepoche lässt sie in einem spezifischen Licht aufschimmern. Die gesellschaftlichen Bedingungen im Dasein der Menschen haben sich über die Jahrhunderte immer wieder verändert, die Widersprüche indes, mit denen sich die Hoffnung auf ein Leben in Frieden und ohne die Heimsuchung von vielfältigsten Notlagen, Hunger, Gewalt und zerbrochenen Träumen konfrontiert sieht, behielten ihren Biss bei, wenngleich sie heute wohl an Schärfe gewonnen haben.
Der Teufel in der modernen Welt droht nicht mehr mit Höllenqualen. Dieses Gewerbe hat ausgedient. Und doch ruht sein finsterer Schatten weiterhin auf den Versprechungen dieser Welt, deren Lockruf und Glanz aufrechtzuerhalten Film, Literatur und Unterhaltungsindustrie nicht müde werden.
Teufelsgeschichten erlauben einen Blick in Grenzbezirke. Wo Zweifel sprießen, Unruhe wächst, Wut das Beichtbedürfnis niederwirft, wo sich der Mensch in seiner ganzen Verlorenheit erkennt und davor nicht mehr zurückschreckt, haben sie ihr Zuhause.
Ein Schattenriss vom Schach der Finsternis | 9 |
Eine Sommernachts-Querele | 36 |
Verrückte Wirklichkeit | 61 |
Mondgasse 4 | 91 |
Stinker | 109 |
Wette gegen den Teufel | 120 |
Die goldene Taschenuhr | 129 |
Diyarbakir | 143 |
Dschinnistan | 172 |
Die mit den Toten wandeln | 198 |
Verlorene Seele im Nebel | 233 |
Weiße Asphodelusblumen | 243 |
Im Trollenland | 258 |
Verrückte Wirklichkeit
[…]
Eines Abends, kaum eine Woche war seit jenem erschütternden Ereignis verstrichen, näherten sich dumpfe, blind sich vortastende Schritte meiner Tür wie von einem Betrunkenen oder einem Menschen am Ende seiner Kräfte.
Ich wusste, noch ehe das Klopfen gegen meine Tür ertönte, dass Jeremy draußen stand, und dass er gekommen war, um mir etwas Schreckliches zu enthüllen. Und doch war ich überaus schockiert, als ich ihn im halbdunklen Korridor mit gesenktem Kopf wie ein Häuflein Elend gegen die Wand gelehnt sah, die Glieder entkräftet, dass er kaum noch stehen konnte. Auf seinen nackten Unterarmen, als ein schmaler Streifen Lichts aus der Haustür auf die Steinfliesen fiel, bemerkte ich mit Erschrecken lange blutige Striemen, sein Gesicht glänzte nass vor übermenschlicher Anstrengung, schwer und ruckweise ging sein Atem und aus seinen Augen blickte der Veitstanz eines unbeschreiblichen Entsetzens.
Fast fiel er über die Türschwelle. Ich musste ihn stützen und auf wankenden Knien zum Ohrensessel neben dem Wandschrank schleppen. Trotz meiner dürftigen medizinischen Kenntnisse verband ich ihm die verletzten Arme, nachdem ich die Wunden mit Jodtinktur ausgewaschen hatte, so gut es ging. Jeremy zuckte mit keiner Miene. Der Schmerz schien durch ihn hindurchzugehen, als existierte er gar nicht angesichts dessen, was er durchgemacht hatte.
Unstet und voll Flehens suchten seine Augen immer wieder mein Gesicht. Ich wich seinen Blicken jedoch mit kalter Beharrlichkeit aus. Seine Gegenwart wirkte auf eine nicht näher zu definierende Weise seltsam beängstigend auf mich. So setzte ich mich schließlich ein paar Schritte von ihm entfernt auf einen hölzernen Schemel. Das Licht hatte ich abgedämpft. Träge lag sein Oberkörper in den Polstern.
Ich unternahm einen ersten Vorstoß, scherzte: „Du scheinst eine tollwütige Geliebte umarmt zu haben.“
Er schüttelte müde den Kopf. „Es gibt noch etwas anderes, der Liebe sehr Verwandtes und Grausames.“
Ich schluckte schwer und fühlte im Geiste eine gewaltige Hand nach mir schlagen, wie man Fliegen an der Wand zerdrückt. Ich merkte auf, als er wieder zu sprechen begann.
„Ich habe einen gefahrvollen, seiltänzerischen Zugang gefunden zu den Regionen des Anfangs. Vor einigen Stunden, es würde zu lange dauern, dir alle Einzelheiten zu erklären. Es war grauenhaft …“ Sein Kopf fiel erschöpft auf das Kissen zurück.
„Und die Verwundung?“, fragte ich und deutete mit dem Zeigefinger auf seine Arme.
„Von einem Fledermausgeschöpf mit dem Unterleib einer nackten Frau, sie hatte grässliche, mörderisch metallene Klauen.“ Seine Stimme stockte, aber ich konnte erkennen, wie die Erinnerung daran ihm schmerzvolle Furchen durch die Wangen zog. „So lüstern nach meinen Küssen, war es doch ein Akt gefräßiger Wollust. Ich entkam dem Succubus in letzter Not. Du siehst, die Mythen lügen nicht.“
„Um Himmels willen, Jeremy“, meine Stimme erschreckte mich selbst, hallte schrill in meinen Ohren nach. In ihr vibrierte unverhohlen eine erbärmliche, die Sinne zerfetzende Angst. Ja, Angst, dass sein Wahnsinn auf mich übergreifen könnte wie eine ansteckende Krankheit. „Du musst damit Schluss machen, hörst du, dein Eifer richtet dich noch zugrunde. Ich will nicht wissen, wo du warst, oder ob du dir das alles nur eingebildet hast. Aber du spielst mit Kräften, die ein Mensch nicht kontrollieren kann. Als dein Freund rate ich dir, lass die Finger davon!“
„Ich kann nicht und will auch nicht, denn sieh, wie könnte ich mich glauben machen“, und er streckte mir seine verbundenen Arme entgegen, „all dies wären nur spukhafte Träume gewesen!“
Ich wandte den Blick von ihm ab, schaute herab auf den verschlissenen Teppich zu meinen Füßen und wünschte mich an einen anderen Ort. Seine Stimme, klar und hell, riss mich aus fernen, engumschlungenen Gedanken zurück.
„Die Wirklichkeit, wie sie der Mensch begreift, ist nur die Grabkammer des Lebens. Aber der Tod bleibt uns verwehrt. Wir fürchten, was danach kommt, nicht ohne triftigen Grund, erdulden zu Lebzeiten die schlimmsten Kränkungen aus ebendiesem Wissen. Du rätst mir zum Vergessen, doch ich sehe dir an, dass du deine eigenen Worte mit falschen Schwüren behängst. Weißt du, was mein Vater auf dem Sterbebett mit seinem letzten Atemzug flüsterte? Ich will es dir verraten, er sagte, ‚rettet mich vor ihnen‘.“
„Komm zu dir, Jeremy! Kindheitserinnerungen sind nicht das wirkliche Leben“, schleuderte ich ihm erbost entgegen, wusste aber zugleich, dass mein Wutausbruch nur meine eigene Hilflosigkeit überdecken sollte.
Er lachte bitter auf, stürzte dann plötzlich zur Tür, riss sie auf, doch ehe er hinaustrat, wirbelte er noch einmal auf den Absätzen herum. Ich fühlte seinen durchdringenden Blick auf meinem geheimsten Gedanken. „Nein, mein Freund“, sagte er mit einer Überzeugungskraft, wie sie Wahnsinnigen zuweilen zu eigen ist, „dein Trost ist nur eine geborgte Lüge, du zahlst sie zuletzt an die Gruft zurück. Hast du dich nie gefragt, was unser viehisches Leben erträglich macht? Es ist die Angst, die das Versprechen zusammenleimt und die dafür sorgt, dass wir an den Grenzen unserer Ahnungen steckenbleiben und langsam krepieren. Das Lächeln der Rose hängt an ihrem Dorn. Ich aber werde mich nicht damit zufriedengeben, dereinst mit meinem Leichnam in der Erde Würmer zu füttern oder im Himmel von hungrigen Harpyien verschlungen zu werden. Ich werde einen Weg finden aus diesem Schattenlabyrinth.“
Istanbul 1962 hatte für Sedat Kalyoncu nur die vorübergehende Bedeutung eines Eintrags auf einer Geburtsurkunde. Bereits im zarten Alter von anderthalb Jahren begann für ihn unterdessen eine Reise, die ihn, zunächst mehr mitgerissen als willentlich beabsichtigt, zum Grenzgänger zwischen dem Okzident und dem Orient machte. Einst aufgebrochen in einem kleinen Dorf in den Bergen am hinteren Teil der türkischen Schwarzmeerküste, verschlug es ihn an die von bröckelnden Steilfelsen und weißem Dünensand umschlungenen Gestade der Ostsee, kurzum: in die alte Hansestadt Lübeck.
Ein migrantisches Schicksal, könnte man meinen, aber zugleich auch eine unverhoffte Chance, zwei Wege und Aspekte in der Auseinandersetzung mit dem, was den Menschen angeblich ausmacht und was er im Laufe turbulenter Geschichtsverläufe verloren hat, kennenzulernen. Für jemanden, der hineingeworfen wurde in den gesellschaftlich brackigen Sumpf von tradierten Herkunfts- und Abstammungsmythen, stellt der überladene und vielfach abgewetzte Begriff der gefühlten Heimat eine über allen Schein existentielle Frage und Herausforderung dar.
Spricht auch die Zunge in vielen Sprachen, so kennt das Menschenherz doch nur ein einziges Heim. Es verweilt an keinem Straßenschild, wirft keinen Schatten auf historische Denkmäler und wirbt auf Neonreklamen um keine käuflichen Waren. Jede echte Zugehörigkeit ist ein Wagnis und erstritten außerhalb von Staats-, familiären oder kulturellen Grenzen. So sind über die Jahre zu diesen und artverwandten Themen eine Anzahl von Geschichten entstanden, skurril, verworren, geheimnisvoll, aber - so unaufhaltsam wie Wasser auf seinem Weg durchs unterirdische Gestein - mit Leidenschaft geschrieben.
Sedat Kalyoncu hat verschiedene Kampfkünste betrieben und von Jugend auf dem Schachspiel die Treue gehalten. Inzwischen lebt und arbeitet er in einem kleinen Dorf in Dithmarschen, Schleswig-Holstein. Viele seiner Texte sind in der elektronischen Zeitschrift „Schattenblick“ veröffentlicht.
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Helmut Barthel
Ein Märchen für Erwachsene
Teil 2 - Die wilde Jagd
erschienen im April 2021
Paperback
Seitenanzahl 92
Preis 9,00 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-41-0
Klappentext:
Ohnehin haben die Leserinnen und Leser eine lange Zeit bereits auf eine Fortsetzung meines Berichts über die Begegnungen und eher verhaltenen Zusammenstöße mit den Geistern und Wesen des hohen Nordens und ihrer geographisch doch sehr weiträumigen Gegenwart bis in die Region einer meiner letzten Lebensabschnittsadressen in der Bundesrepublik Deutschland in Schleswig-Holstein hinein warten müssen. Es ist und bleibt bedeutungslos, ob die von mir auch als „Märchen für Erwachsene“ betitelte Erzählung die Mühe um Aufrichtigkeit und Wahrheit widerspiegelt, denn diese Zeilen werden am Ende tatsächlich nur für jene Aufmerksamkeit verfasst, die, in welchen Gegenden immer, mindestens in den Erkenntnissen einer artverwandten Erfahrung wurzelt. Am Ende müsste dann eigentlich jene Gewissheit mit dem nicht lösbaren und vergleichslos festen Biss eines Krokodilmauls greifen, um die Tür zu einer nach unseren bisher geltenden Kriterien unbekannten Mächtigkeit aufzustoßen.
Gudendorfer Wald
(Teil 1)
[…]
So wurde es gerade dieser Wald in Gudendorf, den wir bald selbst zu unserem Grenzübergang in eine andere Welt machten, nachdem wir bereits unsere höchst eigenen Erfahrungen in Anbetracht unseres subjektiven Verständnisses von Zauberei und von den Begegnungen mit der Geisterwelt gesammelt hatten.
[…]
Die wohl krasseste Konfrontation zwischen Busch und Wald, Hügeln und Senken, an die ich mich dunkel erinnern kann, war die Begegnung mit dem Mann aus Holz. Nie wieder habe ich so etwas Naturbelassenes und gleichzeitig Unnatürliches gesehen: ein Baum ohne Rinde, Zweige wie Haare, Äste wie Arme und Wurzeln wie Beine, die in den Gelenken kronschten und knirschten. Im Halbdunkel einer fast Vollmond beschienenen Nacht, im Gewirr vieler anderer Bäume, Äste und Zweige trat er mir in etwa zweihundert bis dreihundert Metern Entfernung entgegen wie ein lebender Mensch. Fluchtreflexe in alle Richtungen auf meiner Seite und nur ein Antrieb, dem ich noch verfallen war: abhauen, davonlaufen und nach Möglichkeit in die verschiedenen Richtungen, die mir einen Weg offen ließen. Höchst bedrohlich und mit jedem Stampfen ein paar Schritte weiter, bewegte sich der Baummann direkt auf mich zu. Das hielt ich nicht aus und wenige Augenblicke später fand ich mich, nach Luft und Fassung ringend, mit heftig klopfendem Herzen auf der Mitte der Hauptstraße des kleinen Dorfes nahe einer Straßenlaterne wieder. Erst nach einer langen Zeit des Zögerns wagte ich es, den Rückzug zu Dieters Haus anzutreten. Wie immer wurde mir bereits und nicht nur angesichts der Freude von Dieter und Conny über mein ungeplantes Erscheinen an ihrer Haustür aufs angenehmste wohlig, und ich trat wie nach getaner, harter Arbeit und mit schauerndem Blick in ihre warme Stube.
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Kirsten Barthel
Aus der Ferne
Für Kinder ab 2 Jahren
erschienen im April 2021
Hardcover 18,6 x 24,6 cm
Seitenanzahl 28
Preis 17,00 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-42-7
Klappentext:
Die Frize Fraze wussten nicht, wo sie herkamen oder warum sie da waren, aber wer weiß das schon. Sie konnten auch nicht sagen, wo ihre Reise hingehen sollte. Sie kamen mit einem großen, rotierenden Raumschiff aus der Ferne und waren nach der Landung losgelaufen, um die Umgebung zu erkunden.
Alles war neu und fremd…
Sie stiegen auf eine Plattform, um einen besseren Überblick zu bekommen.
Sie waren frei, alles auszuprobieren und kennen zu lernen. Ihre Verständigung untereinander war von unserer gänzlich verschieden. Sie hatten keinen Grund etwas zu beratschlagen, weil sie kein Ziel hatten - sie waren einfach da.
Es gab keinen Anlass sich zu streiten, denn sie hatten nichts, worum es sich gelohnt hätte.
Kirsten Barthel
„Frize Fraze“
Aus der Ferne
Erschienen in der Elektronischen Zeitung Schattenblick am 5. Juli 2021
„Frize Fraze“ ein Bilderbuch für die ganz Kleinen und etwas Größeren, überzeugt nicht nur durch die kräftigen, bunt leuchtenden Farben, in denen die Abenteuer der roten, blau gepunkteten Frize Fraze dargestellt werden …
Der Inhalt der Geschichte ist kurz berichtet, bemerkenswert ist die Art, wie Kirsten Barthel in einer klaren, schnörkellosen Weise erzählt, die viel Raum für die liebevolle Zuwendung an die kleinsten Leser beziehungsweise Zuhörer lässt. Die Frize Fraze landen mit einem rotierenden Raumschiff im Unbekannten. Sie erkunden es und erleben dort einige Überraschungen. Ein Frize Fraze legt sich in eine Hängematte, die sich genau seiner Körperform anpasst und sehr gemütlich ist. Auch rutschen sie auf Wellen, die einmal flüssig ein andermal hart wie Stein sind. Ein Segelschiff wird betreten, das sanft dahingleitet, dann aber plötzlich in die Tiefe stürzt. Doch wird es sicher und heil an Land gespült. Überall tauchten hoch am Himmel und in weiter Ferne gelbe Ballons auf. Wo kommen sie her? Das herauszufinden ist ein Wunsch der Frize Fraze. Als ein UFO in ihrer Nähe landet, aus dem kleine freundliche Wesen aussteigen, begeben sich alle tanzend und spielend in eine bestimmte Richtung, ohne zu wissen warum. Auf einer Wiese angekommen, entdeckten sie eine zauberhafte Blume, aus der die gelben Ballons herausschweben. Schließlich taucht das rotierende Raumschiff auf und die Frize Fraze wissen, dass es gekommen ist, um sie abzuholen.
Eine Welt erkunden, Entdeckungen machen und alles einmal ausprobieren - was könnte dem Erleben eines kleinen Kindes näher sein? Alles in der vielleicht noch begrenzten Welt ist für die Kleinen neu, völlig unbekannt und unbegreiflich, will erforscht und erfahren werden. Da kommen die Frize Fraze gerade recht, denn ihnen geht es ebenso.
Der Autorin ist es ein ganz besonderes Anliegen, den Kindern Raum für eigene Erforschungen, Überlegungen und Ideen zu lassen. Belehrungen, die darauf hinauslaufen, Begriffe und Bedeutungen festzulegen, über falsch und richtig, über wahr und unwahr zu urteilen, also kurz gesagt, schon den Kleinsten unter uns die Welt zu erklären, fallen weg.
Das 28 Seiten starke, im Hardcover verfasste Buch, beinhaltet elf ganzseitige Drucke der von Kirsten Barthel in Acryl auf Leinwand gefertigten Werke. Schon früh hat sie sich der Malerei und Fotografie gewidmet und eine Vielzahl an Gedanken, Träumen und Ideen nehmen in farbintensiven sowie stimmungsgebenden Bildern Gestalt an.
Kirsten Barthel wurde 1953 in Hamburg geboren und absolvierte dort ein Kunststudium. In ihren Werken ist es ihr gelungen, bei dem Betrachter Stimmungen von Lebensfreude bis Melancholie oder Amüsement hervorzurufen. Sie ist Mutter zweier erwachsener Töchter und freut sich über ihre kleine Enkeltochter, der sie ihr Buch gewidmet hat.
„Frize Fraze - Aus der Ferne“ ist ein Freude spendendes Buch, das mit Sicherheit mehr als einmal zum Vorlesen und Betrachten anregt.
Die Frize Fraze erleben noch weitere Abenteuer, die demnächst erscheinen.
Kirsten Barthel
FRIZE FRAZE
Aus der Ferne
MA-Verlag, Stelle-Wittenwurth 2021
Bilderbuch, Hardcover, ab 2 Jahre
17,00 Euro
ISBN 978-3-925718-42-7
Copyright 2017 by MA-Verlag
Kirsten Barthel wurde 1953 in Hamburg geboren und hat sich als visueller Mensch schon immer zur Malerei sowie zur Fotografie hingezogen gefühlt. Im Kunststudium an der Armgartstraße in Hamburg befasste sie sich mit dem, was man heute wohl als „visuelle Kommunikation“ beschreiben würde, experimentierte mit Schwarz-Weiß Fotografie und ließ sich immer wieder von Reisen, Musikeinflüssen und, schlicht, ihrer Wahrnehmung der unmittelbaren Umwelt beeinflussen.
Ein Gedanke, ein Traum oder ein Gedicht, das aus dem Kopf auf die Leinwand fließt und sich in eine Struktur ergießt, aus der fliegende Fische oder weit entfernte Horizonte hinter bunten Bäumen hervor gehen.
Die Bilder von Kirsten Barthel sind raumfüllend, weil dahinter so viele Geschichten wie Farben stehen und mit diesen wird das Auge geflutet. Strahlendes Gelb trifft leuchtendes Blau, ehrliches Rot versöhnt sich mit Grün. Kräftige Töne, die von Lebensfreude bis Melancholie alle Stimmungen durchschreiten, sind bei den Bildern von Kirsten Barthel nicht wegzudenken.
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Helmut Barthel
Randbemerkungen in zeitkritischen Prosabildern
erschienen im Dezember 2019
Paperback
Seitenanzahl 284
Preis 12,00 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-40-3
Klappentext:
Die Themen dieser Sammlung zeitkritischer Einlassungen und kleiner lyriknaher Prosatexte entstammen einem breiten Spektrum von Politik und Gesellschaft über Ökonomie, Medien, Repression, Umwelt, Klima und Katastrophen bis hin zu Sozialem, Philosophischem und Kulturellem. Oftmals in Metaphern verkleidet werden die Brennpunkte menschlicher Konflikte mit schonungsloser Genauigkeit ausgeleuchtet.
Mit großer sprachlicher Ausdruckskraft nimmt der Autor Stellung zur Qualifikation von Raub und Zerstörung vom Anbeginn der Menschheitsgeschichte bis in die Gegenwart. Die punktuelle Präsentation seiner Sichtweise regt an, die Gedanken fortzusetzen. Kleine Anlässe fördern überraschend weit über das Problem hinausgehende Fragen zutage - ein Grund, während des Lesens zu verweilen und sich nach und nach in die reiche und vielschichtige Welt der „Fabulate“ entführen zu lassen.
Vorwort
Politik und Gesellschaft
Hippiefluch
Schmach der 68er
Alles ist politisch
Eine Lanze brechen für die Politik
Dunst
Ein Traum
Brechende Mauern
Recht und Gesetz
Recht so?
Wenn …
Morgenrot des Präsidenten
Fit und produktiv - die Gesundheit als Herrschaftsanspruch
Ersatzlos
Kehrwert
Rot verblaßt nie
Konvulsorisches Dauerthema Generationenvertrag
Daneben
Laßt sie sprechen
Ein Feigenblatt des Demokratieabbaus
Kirchentag bigott
Bock zum Gärtner
Deutsch-türkischer Bruderstreit
Die Wertegemeinschaft
Posten und Diäten
Guantanamo Erlaß
Schulzig in das Merkeljahr
Friedhof in spe
Liebesgrüße aus Ankara
Der Islam gehört zu Deutschland?!
Harmagedon
Krieg und Frieden
Ausgereizt
Lernen
Uneingewilligt
Widerspruchsregelung, Hirntod und andere Unvereinbarkeiten …
Rosinenpicken
Brexit von unten
Die Merz-Akte
2019
Der neue alte kalte Krieg
Ökonomie, Medien, Repression
Geld
Die Quelle zu nennen …
In Worten ohne Zahlen
CETA oder die Festschreibung des Marktes
Mit oder ohne Erlaubnis …
Privilegien verpflichten
Lebensmittelunsicherheit oder das Konzept von Menschenrechten und Verteilung
In medias res
Wider den Gleichklang
Zum DFG Sonderforschungsbereich Muße
Homo speculatius
Hunger, Headlines und Vergessen
Mediale Kompetenzen
Konstruktiver Journalismus in aller Munde
Wirtschaft
Geld zum Beispiel
Umwelt, Klima, Katastrophen
Klimahandel, Menschenwandel
Krieg oder nicht Krieg, das ist die Frage …
Trumpelpfad mit Folgen
Klimahandel verkeilt
Menschenwandel
Xavier läßt grüßen
Hambach
Klimawandel
Dicke Luft und dünne Luft
Prima Klima
Soziales
Blick in die Schatten
Verteidigung der Dunkelheit
Pfingsten - Rebellion des Schweigens
Flucht und flüchten
Die soziale Frage
Alt …
Die Geschichte der Sieger
Ach, sind wir bunt …
Der Fuchs ist los im Hühnerstall …
Herbstumschau
Heimat, Heim und andere Lagen
Wetter-, gegen-, widerwärtig
Wetter, Wind und Geist
Majestäten, Grafen und Barone
Antworten
Hambach, deine Bäume
Friede, Freude, Hambach buchen …
Der Plumpsack geht um
Die Meiersche Brücke
Schützen vor den Schützern …
Von Ratten und Menschen
Horizont
Märchen
Philosophisches und Kulturelles
Kommunismus
Feuer und Rad
Mega
Die Grenzen meiner Sprache …
Spinatwachtel
Schwafeln auf hohem Niveau
Die Zeit, das Luder
Wölfe
Quo vadis december?
Wegelagerer
Sattelfest
Affe nackt
Rauschen
Motoren, Getriebe und andere steinzeitliche Verbrennungskonzepte …
Schlauch und schlauchen
Zur sukzessiven Abschaffung der Schreibschrift
Wildgänse rauschen durch die Nacht
Nebelkrähen
Nebelpoeme
Des Kaisers neue Kleider
Was bleibt?
Hampelmann
Die Puppe
Die Quelle
Eine Vision
Nebelkrähen
Das Krächzen in den Lüften und das rauhkehlig akzentuierte Geschrei eines in vitalsten Debatten vertieften Krähenschwarms verteilt sich in den Ohren des zufällig Lauschenden über einen doch begrenzten Raum auf den Wipfeln umstehender Bäume oder über den Dachgipfeln nahestehender Häuser. Fügt der jahreszeitbedingte Umstand dann noch die Nebel aufsteigender Bodenwolken hinzu, läßt sich so ein lärmender Schwarm besonders gut in seiner krähreichweiten Krächzumfriedung ausmachen. Warum ich nun von jenen durch Dunst verhangenen und windigen Lüften an dieser Stelle bevorzugt erzähle, ohne dabei die sonnenbeschienenen Regengüsse auszulassen, und den Himmelsraum durchmessen lasse mit krächzenden Rufen, so läßt sich das, meinem wohl schweren und leichten Gemüt folgend, doch nur mit diesem Hinweis erklären: Es sind die Nebelkrähen, die nach mir rufen, um mich am Ende doch fernzuhalten.
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Brigitte Plath
18 widergeistige Kurzgeschichten und Dialoge
erschienen im Dezember 2019
Paperback
Seitenanzahl 123
Preis 9,00 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-39-7
Klappentext:
Was wäre, wenn der orientalische Bauchtanz mehr mit der Entfesselung weiblicher Kräfte zu tun hat als mit der Fesselung männlicher Blicke? Und was, wenn der Preis für das Erlernen der alphabetischen Schrift die Verstümmelung des natürlichen Bewegungszusammenhangs ist? Was wäre, wenn Karl Marx seinerzeit geflissentlich vermieden hat, einem schwarzen Volk zu helfen, obgleich dieses Volk den Traum vom Kollektiv weitgehend zu verwirklichen verstand?
Dann wäre auch nicht ausgeschlossen, dass noch weitere festgefügte Vorstellungen bei der Lektüre von „Akilah tanzt“ unversehens ins Wanken geraten. Wem also seine gewohnten Perspektiven allzu lieb und teuer sind, der lässt vielleicht besser die Augen von diesem Buch …
Akilah tanzt
Der Park
Die Zurechtweisung
Diese Augen
Die Rechthaber
Welch ein Frieden
Kolonialware Kollektiv?
Wandervogels Wiederkehr
Das Fenster
Das verbotene Lied
Die Radfahrt
Unlauterer Wettbewerb
Das Handikap
Omas letzte Reise
Der Park
Lärmender Berufsverkehr brandet um den winzigen, von staubigen Rhododendron- und Haselsträuchern eingefaßten Park. Weshalb habe ich ihn vorher nie bemerkt? Ich muß doch oft hier vorbeigegangen sein. Unkraut wuchert unter den Büschen hervor bis auf den Gehsteig. Zwischen Rainfarn und Wegerich liegt eine schmutzigrote Kindergeldbörse. Gedankenverloren bücke ich mich danach und stecke sie ein, während ich durch den schmiedeeisernen Torbogen zögernd den Park betrete. Inmitten einer ungepflegten Grasfläche erhebt sich ein flacher Hügel mit zwei knorrigen, in schlängelnder Umarmung erstarrten Eichen. Ungeachtet der großstädtischen Geschäftigkeit ringsum geht von den Bäumen eine gebieterische Präsenz und geballte Vitalität aus, so als wären nicht sie, sondern die benachbarten Bürohochhäuser, Wohnblocks und Straßenzüge verblassende Relikte einer vergangenen Epoche. Der Park ist menschenleer, ein zu dieser Morgenstunde für einen Park eher ungewöhnlicher Umstand. Die Grünanlagen, die ich sonst gelegentlich aufsuche, sind um diese Zeit, wenn auch nicht von Liebespaaren, so doch von gassigehenden Hunden nebst Besitzern und Vor-der-Arbeit-Joggern bevölkert. Doch hier - nichts dergleichen. Ich bin der einzige Besucher. Und genau so ist es mir recht.
Ohne Eile steuere ich auf die Bank zu, die ich, nachdem ich den Hügel halb umrundet habe, hinter einem der beiden dicken Eichenstämme entdecke - eine auf zwei Findlingen ruhende Steinplatte. Beim Niedersetzen drückt mich das Medizinfläschchen in die Seite, als wollte es mich erinnern, weshalb ich es mitgenommen habe. Aber ich lasse mich nicht drängen. Unter den teils abgestorbenen und dennoch wie von einer unerklärlichen Kraft durchdrungenen Ästen der Eichen wird mir seltsam feierlich zumute. Eine Empfindung, die so gar nicht zu der sonst in mir vorherrschenden, papiertrockenen Leere passen will, zu deren Beendigung ich das Medizinfläschchen eingesteckt und einen ungestörten Ort wie diesen aufgesucht habe.
Über mir landet mit wildem Gekrächz ein Krähenschwarm. Doch ihre lautstarke Anwesenheit läuft der Stimmung unter den Bäumen nicht zuwider. Ganz im Gegenteil. Gerade die Ungefälligkeit ihrer Lautäußerungen und ihr rußschwarzes Gefieder bekunden eine Unversöhnlichkeit, die der trutzigen Gestalt der Bäume sonderbar entspricht. Nach längerem Hinaufschauen kann ich mehrere Nester ausmachen. Sie hängen dort wie Haarkletten in den Zweigen. Einige der finsteren Gesellen blicken halb abschätzig, halb belustigt auf mich herab. Unverhofft fühle ich mich in ihr heiseres Geschwätz eingebunden, ja mir erwächst in der Kehle so etwas wie der törichte Drang, meinerseits ähnlich krächzende Laute auszustoßen. Bevor es dazu kommt, senke ich den Kopf. Jedoch nur, um in den Blick eines anderen Parkbewohners einzutauchen, der in einiger Entfernung vor einem Holunderstrauch hockt und mich eindringlich mustert. Fast habe ich das Gefühl, er würde mich kennen. Zunächst halte ich ihn für einen streunenden Hund. (…)
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Helmut Barthel
A Fairytale for Adults
translated from German by Riocard Ó Tiarnaigh
erschienen im August 2017
Paperback
Seitenanzahl 176
Preis 10,00 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-38-0
Blurb:
Follow me now on a trip into the past, which nonetheless is as close to the future as the words I am going to use, in order to relate the events of my trip to the sources of magic. (H. B.)
Prologue
The Plastercast (Part 1)
The Plastercast (Part 2)
Lapland (Part 1)
Lapland (Part 2)
Lapland (Part 3)
Lapland (Part 4)
The Northern Lights (Part 1)
The Northern Lights (Part 2)
The Northern Lights (Part 3)
The Three Mothers (Part 1)
The Three Mothers (Part 2)
The Abyss
Fissures and Cracks
(…) Meanwhile, our attention had been drawn to a group of children and teenagers on the icy square, who were having fun, sliding over and back, shoving one another and carrying out risky manoeuvers on the slippery surface. All of a sudden, the kids scattered in all directions. Apparently they were as startled as ourselves by the appearance of a Sami, who, having just entered the square, had poised for a moment and was turning his head quickly from side to side, as if he was trying to pick up a scent. He had to be a Sami, as he was dressed from head to toe in a traditional costume, which I, incorrectly, due to a lack of knowledge, took for the local garb. His conspicuous lack of height was starkly emphasised by his long frizzy hair, which stood out wildly from his head and gave him the look of a dangerous predator. His clothes, black like his hair, were, in accordance with the local traditions, covered with sown-on patches of different patterns and colours, including blue, red and white. In contrast, however, to the other Sami in their traditional garb, he didn’t wear a cap or a many-pointed hat. His hair probably wouldn't have allowed it.
At any rate, there wasn’t much time to examine his appearance, as with haste and determination he had set off again. Over the ice he ran – or rather rolled and slid – as quick as a snowmobile in the direction of the door of the bari. Our eyes were so transfixed by this apparition and its incomparably quick and ominously coherent movements, that it took the sound of footsteps and stools falling over to remind us of where we were – in the cafe.
With a fright we noticed, that the four men, who like ourselves had been in the bari only moments before, had taken flight and were attempting to leave as quickly as possible by the back entrance on the other side of the room. The proprietor, the only other person remaining, had taken cover behind the counter. Before we knew what was happening, the front door burst open and this unusual human bundle of energy stood for a short moment in the middle of the room. With his hair, arms and legs he exuded an undeniable physical-spacial presence. It looked, as if he was trying to get his bearings. And then he turned his face in our direction. In that moment I was overcome by a terrible shock, because despite all curiosity, effort and intent, I couldn’t for the life of me make out his face or his eyes, even though they were the very things I was trying to find with my gaze. Whenever I later tried to remember, what exactly it was, that I had seen, or whenever I struggled to recall the face of this strange person, all that I was left with was the memory of an old, wrinkled and non-descript piece of leather.
Before I knew it, he had advanced eight metres to the counter. There, standing on the footrail, he reached behind the counter, extended his arm like a fishing rod and pulled forth the bar keeper. His movements were so fast, it was like looking at a still image. We looked on, as the little Sami dragged the man, who we knew as the bar keeper, along behind him. The latter, with his whole body trembling and seemingly resigned to his fate, trotted along behind the giant bumblebee.
As if nothing had happened, the three regular guests returned and took up their places in the warm saloon. The bar keeper or whoever he was and the little man didn’t reappear. I looked over to the neighboring table, where the guy, from whom we had previously made enquiries, was sitting, imbibing some kind of hot drink. As he didn’t look away, I decided to ask him about what had happened, well knowing that perhaps he wouldn’t be able to unterstand me very well. “So tell us, was that a member of the local heritage group?”, I enquired.
Helmut Barthel was born in 1951 in Hamburg (Germany). His writing career began when he was eight years of age. His impressive oeuvre consists of more than 1000 poems, sonnets and animal ballads, numerous aphorisms as well as two series with more than 100 short stories about important philosophers and founders of religious traditions from the ancient times up to the present day e.g. “A Carpenter in the Desert” (“Ein Zimmermann in der Wüste”) and “The Fully Awakened One …” (“Der Vollerwachte …”). – The early short stories in “A Day like Tomorrow” (“Ein Tag wie morgen”), combine social and science fiction with fantasy and political satire, thereby providing a taste of the author’s wide-ranging storytelling abilities. “Sorcery Cold” (“Zauber Kalt”), the first part of a novel trilogy, was published in 2015.
Helmut Barthel works as a publisher and editor-in-chief, in which function he has written a number of seminal articles in the areas of politics and philosophy. His passion is the German language in particular in poetical form.
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Helmut Barthel
Kleine Geschichten
erschienen im Juli 2017
Paperback
Seitenanzahl 172
Preis 9,00 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-37-3
Klappentext:
„An einem grauen Montag einer grauen Arbeitswoche in einem grauen Büro der Betriebskrankenkasse auf einem grauen Industriegelände in einer grauen Zukunft …“, das ist nur eine Szene aus diesen meist schon in den 1970er Jahren entstandenen kurzen Science-Fiction und fantastischen und politisch-satirischen Erzählungen. Sei es die Vision von der Entstehung eines Super-Gaus, die erschreckende Erkenntnis in einem Raumschiff über den Versuch, die Menschheit zu retten, sei es der wissenschaftliche Fortschritt in ferner Zukunft, mit dessen Hilfe sich randständige Menschen mit glückseliger Entschlossenheit selbst vernichten können, oder der schwierige Versuch der Kontaktaufnahme in einer digitalisierten Welt und nicht zuletzt die rätselhafte Begegnung und ihre Folgen zwischen einem einfachen Anstreicher und „Ralph“, der Legende nach ein Flaschengeist oder Hexenmeister – die Geschichten treffen die tieferliegenden Nerven, denn ihr Kern ist unheimlich, jedoch nur allzu vertraut und ihre Konsequenzen umso überraschender, besonders in den kleinen, bitterbösen, kritischen Dialogen, die gesellschaftliche Brennpunkte ins Visier nehmen: ein Asylbewerberverfahren, unser Gesundheitswesen, einen Chemieunfall …
Ein breites Themenspektrum, das unbekannte Sichtweisen öffnet und Fragen nicht beantwortet, sondern weiterführt, äußerst anregend und bewegend.
1. Der Gau (1972)
2. Gleiches Licht für alle (1972)
3. Die Idiotenwiese (1972)
4. Kommdu (1975)
5. Warum ist Bodhidharma nach China gekommen? (1988)
6. Die Nacht (2002)
7. Langeweile (1972)
8. Um 10:00 Uhr irgendwo in Deutschland (2004)
9. Firmenkondolenz (2004)
10. Bleib gesund (2005)
11. Staatspflichten (2004)
12. Tarifabschluß (2004)
13. Eden (2017)
(…) Immer wenn Christian ‚Wilhelms Theke‘ betrat, nahm ihn die rauchige Gemütlichkeit gleich gefangen. Ursprünglich lehnte er jeden Genuß ab, an dessen Ende sich die überreizten Nerven mit verhaltener Anstrengung ablenken ließen und in stumpfsinnigem Unbeteiligtsein verlorengingen. Doch seit einigen Monaten beteiligte er sich jeden Freitagabend an der Skatrunde seiner Arbeitskollegen, zuerst wohl nur, umnicht aufzufallen, und später mehr aus eitler Selbstgefälligkeit, weil er hier am deutlichsten den falschen Lebenswandel seiner Mitmenschen auf makabre Weise zugespitzt beobachten konnte. Schnell verließ ihn dann auch der Zweifel aufkommender Bequemlichkeit und er freute sich schon während der Kartenspiele auf ein Wochenende in Ruhe und stiller Erwartung. Das war ’s, Erwartung! Jedes Mal, wenn er darauf stieß, erwachte eine furchtsame Unruhe in ihm. Diese Unruhe formte sich häufig zu der Frage: Warten nicht eigentlich alle? Warum glaubte er, besonders zu warten?
Nachdem Christian sich an dem reservierten Tisch niedergelassen hatte, dauerte es auch nicht lange, und Wilhelm, der Wirt, tauchte mit einem Teegedeck auf, um es mit einem unverbindlichen ‚Alles klar‘-Gruß abzusetzen. Dann verschwand er wie immer im nebelähnlichen Tabakdunst. Der Qualm und das unverständliche Gemurmel in ‚Wilhelms Theke‘ hatten etwas von einer eigenartigen Verbindlichkeit, die jeden Einzelnen im Lokal zwar auf ein gewöhnliches Maß isolierte, gleichzeitig jedoch das Gefühl anonymer Verbundenheit hervorrief.
„Da sind Sie ja endlich, Herr Braunsdorf, ich habe schon lange auf Sie gewartet.“ Erschrocken drehte sich Chris um, denn die unbekannte Stimme, die ihn bei seinem Namen nannte, vermutete er hinter sich. Der Schreck vertiefte sich, denn es war niemand zu sehen. „Entschuldigen Sie, aber man findet sich in fremder Umgebung nicht sofort zurecht.“ Diesmal kam die Stimme direkt vom gegenüberliegenden Platz des Tisches, und ihr Urheber, ein untersetzter, kahlköpfiger Mann, lehnte sich bequem zurück, als säße er schon eine ganze Weile dort.
„Woher kennen Sie mich? Wie kommen Sie hier her? Was …“ Der aufgeregte Redeschwall Christians wurde durch eine energische Handbewegung des Dicken unterbrochen. Ganz ruhig, fast beschwörend, begann der Kahlköpfige zu reden: „Schenken Sie mir einen Augenblick Aufmerksamkeit, ohne mich zu unterbrechen. Es wird sich alles klären, wenn Sie es wollen. Zuerst einmal eine Korrektur. Eigentlich habe ich nicht auf Sie gewartet, sondern Sie warteten auf mich. Oft schon haben Sie mich beinahe erreicht, doch mangelt es Ihnen im richtigen Moment an der Fähigkeit, auf Bilder verzichten zu können. Nun, ich bin die personifizierte Möglichkeit, auf die Sie immer hofften, hinter das Geheimnis Ihres Daseins zu kommen. Sicherlich klingt es im Augenblick alles sehr anmaßend und verrückt für Sie, doch meine ich, daß Sie meine Behauptungen schon verkraften können. Gleich werden Sie noch eine Bestätigung für die Außergewöhnlichkeit meiner Worte bekommen. Vorher bitte ich Sie jedoch, am kommenden Sonntag in der Nacht, noch vor der Morgendämmerung, nach mir zu rufen. Nennen Sie mich Ralph.“ Bei diesen Worten schon schien der Dicke förmlich zu verdampfen. Der Dampf verlor immer mehr an Struktur und ging endlich in einem eigenwilligen Tanz in den blauen Zigarrendünsten der Wirtsstube unter. (…)
Helmut Barthel
„Ein Tag wie morgen“
Kleine Geschichten
Erschienen in der
Elektronische Zeitung
Schattenblick
am 10. Juli 2017
Einige Wochen später – Donald hatte den Vorfall jenes Abends längst vergessen – bekam er einen gewaltigen Schreck, als er zum Dienstbeginn den Kontrollraum betrat. Intuitiv überschaute er in wenigen Sekunden alle Instrumente. Dabei sah er, daß der Geigerzähler reagierte. „Habt ihr schon Alarmstufe 2 gegeben?“ Er sprach wie ein Automat und registrierte verwundert die verächtliche Reaktion seiner Kollegen. Sie hielten es für nötig, ihn darüber aufzuklären, daß der Werkdirektor schon den ganzen Tag davon wisse und mit dem technischen Mitarbeiterstab beschlossen hätte, überhaupt nichts zu unternehmen. („Der GAU“, Seite 18-19)
Zum Teil bereits in den 70er Jahren entstanden, entführen diese Geschichten aus dem Bereich der Social- und Science-Fiction, der Phantastik und der politischen Satire trittsicher mit unabweislicher Präzision in die Wirklichkeit menschlichen Handelns. Von einem Abenteuer in den nächsten Zweifel gestürzt, wirft man bei der Lektüre einen hoffnungsfreien Blick auf die eigene Lebensrealität und ihre Konsequenzen. Unerwartet beginnen und enden die Geschichten, im Raum dazwischen verschwindet der Leser zeitweilig so gebannt in ihrer Welt, daß er für Momente die sichere Position des Zuschauenden verliert und sich ähnlich betroffen fühlt wie die jeweiligen Protagonisten. Auf Erkenntnis folgt neue Ungewißheit, Wissen stürzt in tiefe Verwirrung – der Weg führt auf unbekanntes Terrain. Nicht alles ist so, wie es auf Anhieb scheint, könnte man noch hinzufügen, bleibt jedoch mitten in diesem Gedanken stecken, weil der Gehalt dieser auf ungewöhnliche Weise entrollten Erzählungen unerträglich den verharmlosenden Schleier von den alltäglichen Begebenheiten nimmt.
Obgleich Fiktion, ist hier nichts erfunden: Oder muß man sich noch die Frage stellen, wie eine Welt entstehen konnte, in der Menschen voneinander räumlich isoliert, in eine bequeme Halterung gebettet vor einer Schalttafel schweben, die per Tastendruck Myriaden Möglichkeiten des Spiels und der Kontaktaufnahme über Gedankenassoziationen und Sinneseindrücke ermöglicht? In der sich roboterbetreut die Notwendigkeit körperlicher Beweglichkeit so sehr erübrigt, daß sie zu anstrengend wird und dem einzelnen kaum noch in den Sinn kommt? In dieser auf sensorische Reize abgestimmten, deprivierenden Welt macht sich Fokus auf die Reise in ein so furchterregendes wie unabsehbares Abenteuer: den Weg zum anderen Menschen.
Wie weit entfernt ist eine auf wissenschaftliche Rationalität und Menschenwürde gegründete Gesellschaft, in der der Fortschritt randständig gewordenen Menschen, die dem Bildungs- und Logikideal der modernen Zeit nicht entsprechen, den mit glückseliger Entschlossenheit selbstgewählten Tod „ermöglicht“? Oder der GAU in einem Atomkraftwerk der besonderen Art – der eingehegten Bombe -, der als so unmöglich gilt, daß man sich unter Umgehung des Erfinders dieser Form von Energiegewinnung die geplante Ernstfallsicherung spart? Die Geschichte wurde 1972 geschrieben, ist man heute schlauer?
Medizinischer Fortschritt verhindert in der allzu realitätsnahen Satire, daß die „Solidargemeinschaft“ Schaden erleidet; ein Asylbewerber nimmt die westlichen Werte zu ernst, die seinem Heimatland fehlen, und endet abgelehnt als „Neidprediger“; der Tatbestand der Verweigerungsdelinquenz in Sachen Terrorabwehrbewußtsein dient der Beseitigung der letzten Aufrechten; ein Chemiekonzern kondoliert zu Todesfällen und bedauert, zu Wiedergutmachungsleistungen noch nicht verpflichtet gewesen zu sein; eine IGITT-Metall führt sich selbst ad absurdum …
„Gleiches Licht für alle“ ist Science-Fiction und Parabel zugleich, in der auf eine ganz eigene Weise ein Versuch, die Menschheit (vor sich selbst) zu retten, beschrieben wird, der so kurzgeschlossen wie erhellend – oder vielleicht besser: erfinsternd – scheitert.
Zunehmend rätselhafter und zwingend verläuft die Begegnung des mit seinem Leben unzufriedenen, gelangweilten Malergesellen Christian mit dem Unerklärlichen. Er manövriert sich trotz aller Warnungen eines geheimnisvollen Fremden in eine Lage, aus der er, gleich, was er, verhaftet in seinen Vorstellungen, unternimmt, nicht mehr zurückkehren kann. Um hier auf der Spur zu bleiben, muß man schon genauer lesen und versteht möglicherweise die Parallele.
Als Christian den Schrank betrat, sah er den langen Gang. Dicht nebeneinander waren an beiden Seiten des Ganges Türen zu sehen. Ralph, der einige Schritte vorausgegangen war, drehte sich um und sagte bedeutungsvoll: „Hinter jeder Tür ist jemand steckengeblieben.“ Angestrengt überlegte Chris. Was hatte das schon wieder zu bedeuten? Dann überwältigte Christian die Erkenntnis. („Langeweile“, Seite 114)
Ein Schlafanzug unter dem Baum der Erkenntnis kann gewiß nichts Gutes bedeuten. Die Ereignisse im Garten Eden rund um Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies beleuchten neu erzählt den Anteil eines Priesters am Verlust der Unschuld des Menschen und dem Einzug von Trennung und Inbesitznahme. Beschämt und in tiefe Gewißheiten gestürzt, quittiert er den Dienst.
Warum ist Boddhidarma nach China gekommen? Diese alles entscheidende Frage wird in der gleichnamigen Parabel grundgeklärt. Ein buddhistischer Meister geht nach seinem Tod auf eine erkenntnisreiche Reise. Nein, es ist nicht boshaft, sondern einfach im tiefsten Sinne zugewandt, wenn der Autor den Erhabenen als einen Menschen beschreibt, der mit rauschhaften, ekstatischen Schwüngen seinen Verbleib im Inneren eines Radgeflechtes lebendiger Bänder sichern muß, die die herrlichsten Formen und Zeichen bilden und den Betrachter in immer tiefere Geheimnisse einweihen. Und wenn das traurige Auge des Reisenden auf eine braune, düstere Ebene gelenkt wird, auf der die Heiligen, Yogis und Asketen in charakteristischer Pose verharren. Nun, das ist glücklicherweise nicht das Ende der Erzählung …
Keinesfalls wurde zuviel verraten, denn die Geschichten sind in Verlauf, Erzählweise und inhaltlichen Wendungen so ideenreich und überraschend, daß sich weder Absehbarkeit einstellt noch der Leser sich an gewohnter Stelle wiederfindet. Wenn es denn Sinnmacht, sich in ein Buch zu vertiefen, dann hier.
Helmut Barthel
„Ein Tag wie morgen“
Kleine Geschichten
MA-Verlag, Stelle-Wittenwurth 2017
Paperback
172 Seiten
9,00 Euro
ISBN 978-3-925718-37-3
Copyright 2017 by MA-Verlag
Das Komm du lädt ein zu einer
Premierenlesung
mit Gitarrenmusik
am Donnerstag,
den 31.08.2017, 20.00 bis 22.00 Uhr:
Helmut Barthel – „Ein Tag wie morgen“
Kurzgeschichten und ausgewählte Gedichte
Kulturcafé Komm du, Buxtehuder Str. 13, 21073 Hamburg-Harburg
Platzreservierung per Telefon: 040 / 57 22 89 52 oder
E-Mail:
kommdu@gmx.de
Homepage: http://www.komm-du.de
Eintritt frei
„An einem grauen Montag einer grauen Arbeitswoche in einem grauen Büro der Betriebskrankenkasse auf einem grauen Industriegelände in einer grauen Zukunft …“,
das ist nur eine Szene aus diesen meist schon in den 1970er Jahren entstandenen kurzen Social- und Science-Fiction sowie fantastischen und politisch-satirischen Erzählungen. Sei es die Vision von der Entstehung eines Super-Gaus, die erschreckende Erkenntnis in einem Raumschiff über den vergeblichen Versuch, die Menschheit zu retten, sei es der wissenschaftliche Fortschritt in ferner Zukunft, mit dessen Hilfe sich randständige Menschen mit glückseliger Entschlossenheit selbst vernichten können, oder der schwierige Versuch der Kontaktaufnahme in einer digitalisierten Welt und nicht zuletzt die rätselhafte Begegnung und ihre Folgen zwischen einem einfachen Anstreicher und „Ralph“, der Legende nach ein Flaschengeist oder Hexenmeister – die Geschichten treffen die tieferliegenden Nerven, denn ihr Kern ist unheimlich, jedoch nur allzu vertraut und ihre Konsequenzen umso überraschender, besonders in den kleinen, bitterbösen, kritischen Dialogen, die gesellschaftliche Brennpunkte ins Visier nehmen: ein Asylbewerberverfahren, unser Gesundheitswesen, einen Chemieunfall …
Ein breites Themenspektrum, das unbekannte Sichtweisen öffnet und Fragen nicht beantwortet, sondern weiterführt, äußerst anregend und bewegend. Musikalische Begleitung: Stephen Foley (Gitarre).
zur Onlinebestellung bei tredition, Amazon und für Buchhändler
Helmut Barthel
erschienen im August 2016
Paperback
Seitenanzahl 148
Preis 9,90 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-28-1
Klappentext:
Als versiertem Kenner verschiedenster Religionen und Weltanschauungen fällt es Helmut Barthel nicht schwer, neben dem „Zimmermann in der Wüste“ auch mit diesen über 80 Episoden in möglichst buddhistischer Erzähltradition durch die Sätze des Vollerwachten auf erfrischende und überraschende Weise Festgefügtes zu erschüttern.
Unnahbar geht der Erhabene seinen Weg und hinterläßt ganz nebenbei bedenkenswerten Rat und erhellende Worte zu allzeit aktuellen und grundlegenden Lebensfragen und spirituellen Rätseln. In virtuellen Disputen wendet er sich mit lebenspraktischem Blick gegen die Einseitigkeit fundamentaler Wahrheiten und tritt kompromißlos der Vormacht aller Schmerzen und dem Spektrum aller Leiden entgegen.
Ein Lesevergnügen eben nicht nur für die Vertreter der diversen Glaubensrichtungen.
1. Wanderschaft
In aller Frische …
Mitleid, Deinleid …
Der Wind, der nicht weht …
Träumen stört …
Wissen friert …
Schlußfolgerung
einer edlen Verkommenheit …
Leiden behebt,
wer Achtung erlebt …
Brich die Sorge in der Mitte …
Lebensleicht und todesschwer …
Wunder schmücken
die Gefangenschaft …
Asana, die rechte Art zu sitzen,
die falsche Art zu stürzen …
Das Leid, das Erwachen
und das Lächeln …
Achtsam bist du einmal nur …
Der Anfang treibt,
das Ende bleibt …
Sumpfmücken und die Erleuchtung …
Schreck laß’ wach …
Dem Schlaf erscheint Vergessen wach …
Solang’ ich wand’re
von Leben zu Leben,
wird es den Pfad
zum Nirvana auch geben …
Achtsamkeit ist die Geburtstatt
der Verirrung …
Es kann nur reißen, was nicht hält …
Unnachgiebig,
nicht beliebig,
vollerwacht,
Reimes Macht …
Elend des Wissens …
Die Gier, ein vergessener Gast …
2. Von Schülern und Gelehrten
Kashyapas Geheimnis …
Flammendes Nirvana …
Verwirkte Ursachen …
In Ehren begehren …
Die Fessel der Erleuchtung …
Götterspeise …
Wer die Vergänglichkeit bezwingen will,
verhilft ihr zum Leben …
Der Weg ist der Irrtum …
Falsche Lehre, rechter Schluß …
Karma, Mummenschanz
und Eigentum …
Störfall Nirvana …
Suche und du wirst vergessen …
Erlösung, nein danke …
Tischlein, weck mich …
Sich wert zu erweisen,
heißt endlos zu kreisen …
Erleuchtung und alles andere …
Leuchtender Irrtum …
Vollkommenheit, das unstete Nirvana …
Die ewige Hütte …
Erkenntnis und Täuschung
zur Strecke gebracht …
Zwischen dem Anfang
gibt’s kein Ende …
Die Schatten der Erleuchtung …
Die zweite Stufe
oder Versenkte kehren wieder …
Karma mit Hand und Fuß …
3. Dispute
Das Rad der Lehre sammelt,
seine Drehung aber befreit …
Wege schleifen, Spuren greifen …
Frage, Antwort – Maß und Sicht
aber alles ist das nicht …
Der mittlere Weg …
Die Vier Edlen Wahrheiten …
Wissensverfall …
Maya …
Vergeßlichkeit, die auch befreit …
Das Hindu-Huhn oder das Buddha-Ei …
Die Not der Tugend oder
der Schrecken des Gleichgewichts …
Gebrochenes Rad, gesparter Weg …
Bodhisattvas kommen und gehen …
Geschmack ist nicht verschieden …
Wiedergeboren, nicht eingetroffen …
Der eigene Schrei …
Hab’ ich keine Ordnung mehr,
gibt ’s auch keine Wiederkehr …
Zahnloses Karma …
Wenn das Nirvana das Leid nicht kennt,
wie soll es von seinem Ende wissen …
Drei Stufen der Erleuchtung
oder ein Sprung …
Wer wach sein will, will leiden …
Das niederste Streben,
die größte Erhabenheit …
Die Freiheit des Windes …
Blendwerk Erleuchtung …
Meditation …
4. Über den Tod
Wiedergänger …
Abgründe …
So lang’ du willst …
Nur die Umkehr ist vergeblich …
Schmerzendes Nirvana …
Inkarnationsstau …
Der Harlekin des Verzichts …
Seelenwitterung …
Trost ohne Halt …
Schwungrad der Wiederkehr …
Das Rad des Vergessens
zum Stillstand bringen …
5. Abschied von der Trennung …
Meditation …
Der Vollerwachte sprach und sagte:
Lange Zeit habe ich geträumt,
lange Zeit habe ich geschlafen
und lange Zeit habe ich meditiert.
Ich konnte, ihr Mönche,
den Unterschied nicht finden.
Darum bin ich vollkommen erwacht.
Helmut Barthel
Der Vollerwachte aber widersprach und sagte … (Episoden)
Erschienen in der Elektronische Zeitung
Schattenblick
am 6. September 2016
Exkursionen ins Leerreich – eine entfesselnde Lektüre
Bestimmt gehört nicht zuletzt eine große Trittsicherheit dazu, um schriftstellerisch für ein Stück Wegs die Sandalen einer Traditionsgestalt überzustreifen, der einige der größten Statuen der Welt errichtet worden sind – ohne dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Mit seinem Buch „Der Vollerwachte aber widersprach und sagte …“ ist Helmut Barthel dies unterhaltsam und dabei höchst befreilich gelungen. Sein Protagonist, der Vollerwachte, behält während seiner anschaulich und unverschnörkelt in buddhistischer Erzähltradition geschilderten Begegnungen mit Schülern, Bettlern, Kranken, Lebensmüden und vielen anderen stets genug Bodenhaftung, um jedem einzelnen auf Augenhöhe zu begegnen. Umso nachhaltiger erfrischt er die Betreffenden, indem er gleichsam im Vorübergehen ihre Denkgewohnheiten erschüttert und ihre Weltordnung durcheinanderbringt. Daß er dabei keineswegs vor buddhistischen Konzepten und Lehrbegriffen haltmacht, illustriert unter anderem die folgende Episode:
Einmal zu später Stunde sprach der Vollerwachte nach langen und ermüdenden Disputen zu seinen schläfrigen Schülern und sagte:
„Kehrt ihr, Mönche, dereinst als Vollerwachte und Erlöste ins Nirvana ein und habt das Samsâra für immer und unwiederbringlich durchschritten, so gibt es keine Erlösung mehr für euch.
Strebt ihr statt dessen fortwährend und wacker die Erlösung an, ohne ihrer jemals teilhaftig zu werden, so bleibt sie euch für immer erhalten.“ (Erlösung, nein danke, S. 60)
Angelehnt an die ausdrucksvolle Sprache früher Palikanon-Übersetzungen läßt der Autor seinen Vollerwachten unter Erlösungsuchenden wie unter in dieser Hinsicht völlig unambitionierten Zeitgenossen in 83 Episoden seine Leere verbreiten und denkgerüstvernichtend sein Wesen treiben. Dabei künden viele zwischenmenschliche Details, besonders aber zahlreiche Episodentitel, von einem feinen Humor, der den Gedanken an Dogmen oder den erhobenen Zeigefinger gar nicht erst aufkommen läßt: „Vergeßßlichkeit, die auch befreit“, „Das Hindu-Huhn oder das Buddha-Ei“, „Sumpfmücken und die Erleuchtung“, „Schreck laß wach“, um nur einige zu nennen.
Die letztgenannte Episode sei auch gleich als Beispiel angeführt, daß es sich trotz der humorvoll-leichten Erzählweise des Autors nie um bloße Wortspielereien handelt. Vielmehr wird hier herrlich beiläufig, doch mit großer sprachlicher Präzision, die alltägliche, unbewußte Gespaltenheit des Lesers derart auf die Spitze getrieben, daß besagter Spalt für einen kurzen Augenblick unüberbrückbar wird und sich dort ein Raum eröffnet, wo sonst unangefochten Ordnung herrscht:
Schreck laß wach …
Bei einer seiner vielen Meditationen geschah es einmal, daß sich der Vollerwachte im Lotossitz und tief versunken im Schlaf antraf. Er hüstelte erstaunt, und sofort wurde auch der andere wach. (S. 33)
Autor Helmut Barthel, Jahrgang 1951, setzt sich seit langem mit dem Buddhismus auseinander. Poems wie „Buddhas Eck’“ oder „Verkennung unendlich“, veröffentlicht im Rahmen seiner Lyrik-Bände „Dichterstube 1 und 2“, verdeutlichen fernerhin den lebendigen Umgang, den er mit dieser Denktradition pflegt:
Buddhas Eck’
Ohne daß ein Stuhl mich daran hindert,
ein Kissen mich gar unterbricht,
mich meine Schlafstatt täuscht
oder mich meine Füße in die Irre führen,
werd’ ich unaufhörlich sitzen.
[1]
Verkennung unendlich
Den unendlichen Ozean der Verkennung
zu überbrücken, kann nur gelingen,
wenn ihm weitere Verkennungen
hinzugefügt werden.
[2]
Stets wie nebenher und mit großer Bewegungsfreiheit beweist der Autor in Sachen Buddhismus eine Expertise, von der zu profitieren es das vorliegende Buch dem interessierten Leser leicht und dem geneigten Leser launig macht – und das möglicherweise manchen verärgert, der den kurzfristigen Verlust der einen oder anderen Denkfessel zu beklagen hat.
Anmerkungen:
[1] Helmut
Barthel, Dichterstube – Kehricht, Band 2,
MA-Verlag 2016, S.
158
[2] Helmut
Barthel, Dichterstube – Kehricht, Band 2,
MA-Verlag 2016, S. 145
Helmut Barthel
Der Vollerwachte aber widersprach und sagte …
MA-Verlag, Stelle-Wittenwurth 2016
148 Seiten
9,90 Euro
ISBN: 978-3-925718-28-1
6. September 2016
Copyright 2016 by MA-Verlag
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Helmut Barthel
Lyrik & Poesie
erschienen im August 2016
Paperback
Seitenanzahl 272
Preis 12,90 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-26-7
Klappentext:
Die beiden Bände „Dichterstube, Kehricht Band 1 und 2“ enthalten alle weiteren Gedichte von Helmut Barthel in den verschiedensten Formaten und Aphorismen, die in den fünf Büchern „Lyrik-Lesung“ noch nicht veröffentlicht wurden. Verbliebenes vom Feinsten!
1. Kosmos, Natur, Wissenschaft und Technik
Kosmos
Kalt
Odyssee 2001
Einsteinfrei
Ur-Sprung
Glockenspiel
Das schwarze Loch
Der tote Stern
Natur
Ruhe
Die Beere
Honig
Lichtflug grün
Freiwild
Die Wurzel
Walfang
Die Quelle
Ökowut
Augenlicht
Wipfeltraum
Flüstern
Blutstaub
Schwerkraft
Sonnentanz
Hüllen
Spiegellos
Luft
Partystaub
Der Angriff
Wissenschaft und Technik
Stapellauf
Fechters Glück
Schiebende Hände
Niet- und nagelfest
Morbus Placebo
Eden
CERN
2. Soziales, Politik, Geschichte
Soziales
Die Galoschenoper
Die Galoschenoper (2)
Der Schafsflüsterer
Über Menschen
Freie Qual
Bedeutung
Augenblick
Sozial
Nur gefangen
Arglos
Niemand nirgends dort
Freundschaft
Trauer
Tränen
Sorgen
Reserve
Kartenleger
Party
Nähe
Agape
Entfesselt
Wortlos
Wortflucht
Ruh’
Ausflucht
Eltern
Bleib bei deinem Leisten
Der Strohhalm
Helden
Speise
Menschenskind
Rauchen verboten
Politik
Establishment
Informiert, abserviert
Die Orwellballade
Fortschritt du
Bürgerrechte
Homo Legalitus
Blüte
Glaub nicht
Silberstreif
Schwarzes Herz
Der Kommunist
Geschichte
Vom Liedermacher Wolf
Der Protegé
Liederwolf
Rumpelstilzchen
3. Weltsichten: Philosophie, Religionen, Sterben und Tod
Philosophie
Standfest
Irrsinn
Seele
Splitter
Seelenquell
Stimmen
Abgrund
Wirklich
Erleuchtung
Vereitelt
Klar
Lächeln
Mit Worten
Siegen
Wolkenhände
Karmariß
Echo
Geist
Staunen
Urteil
Religionen
Senfkorn
Dharma
Erlösung
Sterben und Tod
Das Rad
Der letzte Schmerz
Der Schrei
Absturz
Ein wenig
Pferdefuß
Gestank
Austherapiert
Einmal
Jüngstes Gericht
Verträumt
Enge
Walhalla
Heilige Hallenv
Die fernste Stunde
Finsterv
Der Sinn
Schwarze Blume
Der Stachel des Todes
Der Blitz
4. Antikriegsgedichte
Hunde des Krieges
Kriegslärm
Fahnenflucht
Kriegstanz
Hirtenzorn
Kosovo Pamphlet
Purple Heart
Angriffsrecht
Gänseblümchenschneider
Requiem Amerika
Hosenmatz
Beute
Prävention
McSimple
Die Bombe
Unmut
28. August bei Kundus
5. Mythen, Zauber, Träume
Eddas Blut
Ragnarök
Affenwort
Das Gespenst
Dämmerung
Seelenwind
Geheim
Dunkelzeit
Untot
Geheimnis
Das Ungeheuer
Ein fester Traum
Nachtmahr
Sozial
Der Langsamste, der sei das Maß,
der Schwächste sei die Stärke!
Als Regel wär’ darauf Verlaß,
wenn ich mir dieses merke:
Wie wär’ es, wenn der Schnellste siegt,
der Stärkste hätt’ das Sagen,
so daß fast jeder unterliegt,
den nicht die Schwachen tragen?
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Helmut Barthel
Lyrik & Poesie
erschienen im August 2016
Paperback
Seitenanzahl 188
Preis 10,90 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-27-4
Klappentext:
Die beiden Bände „Dichterstube, Kehricht Band 1 und 2“ enthalten alle weiteren Gedichte von Helmut Barthel in den verschiedensten Formaten und Aphorismen, die in den fünf Büchern „Lyrik-Lesung“ noch nicht veröffentlicht wurden. Verbliebenes vom Feinsten!
1. Leiersätze
Leicht
Trief
Wasserspiegel
Früher
Feige
Maßstab
Staubkorn
Lächeln
Engelshaar
Verschlungen
Verschließen
Doch
Flügelschlag
Stille
Der Arme
Witterung
Plazenta
Ist es?
Morgens
2. Sonette
Traumvergessen
Nebelzweig
Letzte Pflicht
Verseifen
Verwandt
Talisman
3. Repliken
Die Grenzen meiner Sprache
Nonsenskorrektur
4.1 Kurztext naiv
Drohung
Fadenschein
Wenn …
Mühe …
4.2 Essay
Reflexionen: Schattenblick
4.3 Klausuren
Vor Ort
Beschwerde
5.1 Augenlärm
Connect …
Musik …
Und doch …
Lauschen …
Das feinste Ohr …
5.2 Blinder Zorn
Unverstellt …
Begreifen …
Du kannst sehen …
Verrat …
Phobisch …
Schemen …
Blind ist …
Fassung …
Eines …
Ohne Licht …
Augenmaß …
Farben …
6. Tiermoritaten
Sühnelos
Schade
Die Feier
Kosmetik
Der Barsch
Hamsterrad
Ferdinand
Das tapfere Schneiderlein
7. Gedichte zum Jahreswechsel
8. Dichterstreit
Das Schweigen für Sonette brechen
Moral ruft die Vernunft
Sprechen, schmieden, streiten
Bogenbruch und Spannverlust
Rückstand und Toilettenlyrik
Fledderfluch auf Goethe
Um’s Wort gerungen, als Flucht mißlungen
Generationenverluste und kein Ende
Die Bedeutung weicht dem Sinn
Hörst du, wie die Brunnen rauschen …
Nonsens daneben – Joachim Ringelnatz
Nicht zu fassen – Rainer Maria Rilke
9. Aphorismen 105
10. Es war einmal …
Heitere Verse von und mit H. Bart
Leicht
Leicht
lebt
Liebe
lichtens
lodernder
Lust.
Trief
Träge
triefen
Trauertropfen
lose
leider
lediglich
lind und
leicht dann
lächerlich.
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Brigitte Plath
Satire- und Erzählgedichte
erschienen im Mai 2016
Paperback
Seitenanzahl 116
Preis 9,70 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-36-6
Klappentext:
„Können die nicht Frieden halten?“,
sagt Herr Schulz zum Zeitungsrand
und versucht sein Ei zu spalten
mit dem Messer in der Hand … (aus: Blutwurstfrieden)
Beklemmend alltäglich und dabei voller Überraschungsmomente leben die Satiregedichte von Brigitte Plath nicht vom Kalauer, sondern von jenen Schrecken und treffend geschilderten Zwischenunmenschlichkeiten, die, nur allzu leichtfertig fernen Kriegen und Katastrophen zugeordnet, auch in unmittelbarer Nähe aller Hoffnung und Gewohnheit unerwartet ihren Tribut fordern.
Die Erzählgedichte der Autorin geleiten den Leser sowohl in abenteuerlich-finstere Regionen als auch an malerische Orte, wobei nicht nur die magisch-mystischen und märchenhaften Anklänge durchaus an die deutschen Romantiker erinnern, sondern auch die konsequente und doch angenehm beiläufige Verwendung von Versmaß und Reim.
Dass dieses Buch zum Formulieren von Sichtweisen ermutigt, die in Zeiten krasser Profitorientierung und doktrinärer Wissenschaftlichkeit immer mehr aus dem Blickfeld und der Sprache verschwinden, macht es besonders lesenswert.
In der Nacht bleibt’s totenstill,
nur wer hinzuhören weiß,
weil er’s wirklich wissen will,
hört den Nachhall eines Schreis … (aus: Alter Horch)
Satiregedichte
Blutwurstfrieden
Deutschland um halb zehn
Schnell, schnell
Frühlingslied
Der Auftrag
Fischi, Fischi
Rex
Die Schuhe
Die Pilzliebhaberin
Der Störenfried
Bessere Leute
Gugelhupf
Erzählgedichte
Aus-vorbei
Verliererzorn
Alles prima
Luftzigeuner
Marschland-Ballade
Alte Freunde
Nachtkonzert
Geerdet
Bärenstark
Schattenflitzer
Nasser Brand
Die Kröte
Schwarze Schwester
Kriegstanz
Gestreift
Grüner Blues
Himmelblau
Kalte Ernte
Licht aus
Markttag
Zwischenspiel
Alter Horch
Mückentanz
Die Ahne
Kein Wunder
Traumverloren
Frühgemut
Die Vertonung
Lieber Besuch
Die Schuhe
„Mutter, diese alten Schuhe,
die so schief gelaufen sind,
hier ganz unten in der Truhe,
dieses Leder – ist das Rind?
Früher hatten sie mal Spangen.
In der Sohle ist ein Loch.
Wer ist wohl darin gegangen?
Mutter, sag doch, weißt du’s noch?
Hart sind sie, doch von den Zehen
an den Rändern ausgebeult.
Hat die Frau da wohl beim Gehen
unterwegs manchmal geheult?
Und hier seitlich, an der Sohle,
sieht der Schuh aus wie verbrannt!
Da klebt Asche oder Kohle -
ist sie denn durch Glut gerannt?
Oh, hier drinnen, ich würd’ sagen,
daß das Heu ist oder Moos.
Mutter, wer die Schuh getragen,
über’m Spann war’n sie zu groß!
Ach, das kenn’ ich, bei den Schritten
rutscht der Fuß dann hin und her.
Wer so geh’n muß, hat gelitten,
Mutter, sag’, wer war das, wer?
Und dann hier, die vielen Schrammen,
längs über den ganzen Rist,
fast, als ob sie daher stammen,
daß die Frau gekrochen ist,
über Straßen voller Steine,
danach scheint’s mir auszuseh’n.
Ihr versagten wohl die Beine
und doch mußt’ sie weitergeh’n … .“
„Mein Gott, Kind, so gib doch Ruhe,
wühl nicht in dem alten Kram!
Das sind Urgroßmutters Schuhe,
womit sie aus Pommern kam.
Solltest lieber Bücher lesen
mit Reports und Zahlenlisten,
die dir zeigen, wie’s gewesen,
und nicht Schuh’ aus alten Kisten.“
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Helmut Barthel
erschienen im Januar 2016
Paperback
Seitenanzahl 88
Preis 8,20 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-35-9
Klappentext:
Mit einer Exegese der besonderen Art bietet Helmut Barthel in seinem Erzählbändchen mit 14 bekannten neutestamentlichen Episoden einen ganz neuen Blick etwa auf die Versuchungsgeschichte, die Speisung der Fünftausend, die Hochzeit zu Kana, die Weihnachtsgeschichte und andere Begebenheiten um den Zimmermann Jesus von Nazareth und seine Anhänger, der ganz ohne Religiosität und Frömmigkeit auskommt
Keine Wüste ohne Wasser …
Und einer der bibelfesten Nachkommen
fragte:
„Meister, was bedeutet lieben …“
Der Nazarener aber sagte und sprach: „Teile das Wasser der
Oase, und es wird ein Mittel der Herrschaft und der
Unterwerfung sein. Es würde die Ursache für Elend, Not und
Qualen werden und nicht eine Quelle des Lebens, der Erfüllung,
der Freude und der Kraft. Teile deine Seele, dein Tun und dein
Streben und du schaffst die Grundlagen für den Vergleich und die
Unterscheidung, für Zwietracht und für Zwang.
Irgend
jemand hat einmal gesagt:
‚Liebe deinen Nächsten wie dich
selbst.‘
Ich aber sage dir: Liebe deinen Nächsten,
nicht dich selbst.
Den anderen zu lieben wie sich selbst,
ist wie der Hunger, der dich zum Brot führt.
Den anderen
aber zu lieben und nicht sich selbst, ist wie das Brot, das sättigt
und die Herrschaft des Hungers bricht. Sich selbst zu lieben ist
wie ein Faß ohne Boden und ein Abgrund ohne Ufer.
Den
anderen zu lieben, ist wie ein Faß, das geleert und gefüllt
werden kann und wie ein Ufer, das vor dem Abgrund bewahrt.“
(© 2000 by Helmut Barthel, MA-Verlag)
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Helmut Barthel
Ein Märchen für Erwachsene
Teil 1 - Bari in Inari
erschienen im August 2015
Paperback
Seitenanzahl 176
Preis 11,80 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-34-2
Klappentext:
Folgt mir nun auf die Reise in eine ferne Vergangenheit, die der Zukunft doch so nahe ist wie die Worte, die ich gebrauchen werde, um Euch die Begebenheiten meiner Wanderschaft an die Quellen der Zauberei zu erzählen. (H. B.)
Prolog
Der Anfang vom Ende
oder ein Märchen für Erwachsene
Es ist schon möglich, daß meine Erinnerungen unscharf werden oder daß ich Umstände, Zeiten und Orte wichtiger und auch beiläufiger Ereignisse und Begegnungen ein wenig durcheinanderbringe. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich nicht häufig Dinge ganz anders erlebt habe als andere Personen in derselben Situation. Aber unbezweifelbar hat sich indessen der Faden meines persönlichen Schicksals mit der Linie jener Herkunft auf nicht mehr zu lösende Weise verbunden, deren Horizont und Gültigkeit viele Einwände zur Glaubhaftigkeit und zur Genauigkeit gegenstandslos werden lassen, weil sie sich als Mutter aller ungeschlagenen Schlachten von der Wirklichkeit ernährt.
Vor dem Hintergrund dieser Feststellung ist alles, was ich zu sagen und zu berichten habe, gleichwohl als authentisch und tatsachengerecht zu betrachten. In diesem Geiste will ich erzählen, und von Anfang an, wenn es geht, solange mein Schreibstift mich führt und die Erinnerung mich wachhält.
(© 2000 by Helmut Barthel, MA-Verlag)
Helmut Barthel
Zauber kalt, Ein Märchen für
Erwachsene
Teil 1, Bari in Inari (Roman)
Erschienen in der Elektronische Zeitung Schattenblick am 14. März 2016
Kein neuer Castaneda
Es gibt (zugegeben selten) Bücher, die sich bei wiederholtem Lesen immer wieder neu entblättern, Einzelheiten, Sichtweisen oder Zusammenhänge erschließen, die man zuvor nicht bemerkt hat, oder die vielleicht auch nicht da waren.
Das Romandebüt von Helmut Barthel Zauber kalt, dessen erster Band einer Trilogie Ende 2015 im MA-Verlag erschien, ist so ein Buch. Vielleicht liegt es an der Dichte der Sprache und der zunehmenden Verwobenheit der Ereignisse, von denen es handelt, sicherlich und nicht zuletzt aber auch am Gegenstand des Werkes, der so aufregend wie schwer einfach konsumierbar ist.
Erzählt wird die Reise des Ich-Erzählers mit einer Freundin in den Norden Lapplands zu Beginn des Winters, die, fernab jeden touristischen Interesses, eher den Charakter einer zwar geplanten, letztlich aber doch kurzentschlossenen Forschungsexpedition hat.
Mich trieb eine sprichwörtliche dunkle Ahnung, mit meiner Ausschau und Suche nach verlorenem Menschheitswissen und Spuren nie kultivierter und zivilisierter Fertigkeiten und Kenntnisse ausgerechnet im Herrschaftsgebiet der Polarnacht, des Nordlichts und des denkbar erdnächsten Sternenhimmels, den ich je gesehen hatte, zu beginnen. [S. 35]
Ein Märchen für Erwachsene nennt der Autor seinen Bericht, was sowohl die Deutung einer auf Tatsachen oder zumindest Erfahrungen basierten Erzählung zuläßt, folgt man der ursprünglichen Verwendung des Wortes ‚Mär‘, als auch, eher dem heutigen Gebrauch angepaßt, die von eher fabulierten und erfundenen Inhalten. Allerdings trägt der Roman so starke autobiographische Züge, daß man geneigt ist, das Geschriebene für mehr als bloße Phantasie zu halten. Andererseits schildert er so unglaubliche Erfahrungen, daß der Leser diesbezüglich am Ende im Ungewissen bleibt.
Im anbrechenden Winter 1975 machen sich der Erzähler und seine Freundin Kirsten, dem Vorweihnachtstrubel Hamburgs entfliehend, auf den Weg, um die kalte dunkle Zeit in einer Hütte am Inari-See in der Einsamkeit nordischer Wälder zu verbringen.
Aber so beginnt das Buch nicht, sondern mit einer ersten seltsamen Begegnung um ein Feuer, das sich auf einer kleinen Insel in der Feuchtigkeit des Unterholzes bei Nebel und Nieselregen wie von Zauberhand entfacht.
Am Rande des heller werdenden Feuers stand ein Mensch, verhüllt in einem dichten Umhang und ausgesprochen klein, nicht mehr als etwa 1,50 Meter groß, jedoch zu stark gebaut und zu entschlossen in der Bewegung für ein Kind. Das alles zusammen und die einfache Tatsache, unvermittelt den beißenden Qualm nassen Brennholzes in der Nase zu haben, setzte mich außerstande, dem schnellen Geschehen in gewohnter Weise folgen zu können oder dem Schatten des Menschen am Rande des Feuers gar, der sich vor einem rechten Begreifen meiner Beobachtung und nicht zuletzt dann auch meinen suchenden Blicken entzogen hatte. Nur die ungeheuerliche Haarpracht, ähnlich einem überdimensionalen Afrolook, blieb an meiner Netzhaut haften. [S. 14]
Fulminante Zeitsprünge und rasante Ortswechsel durchziehen den gesamten Roman, wirken jedoch nie befremdlich oder konstruiert, sondern fügen sich zu einer zunehmend nachvollziehbaren Gleichzeitigkeit und einem Zusammenfall von Ereignissen – ein Aufbrechen von Zeit- und Räumlichkeiten, als sei die Omnipräsenz von Ereignissen der Wirklichkeit näher als die uns gewohnte und gezählte Ordnung zeitlicher Abfolge und räumlicher Trennung und Zuordnung. So hat man das vorher noch nicht gelesen.
Dazu bedient sich der Autor an einigen Stellen des Kunstgriffs der Wiederholung. Einem Déjà-vu ähnlich beschreibt er den Wechsel auf gleiche Weise erfahrener Übergänge in dennoch zusammenhängender Stringenz unterschiedlicher Gegenwärtigkeiten und verschafft dem Leser dadurch den Eindruck ungebrochener Ereignis- und Erlebnisketten. Nur dem Aufmerksamen entgeht nicht, daß kleinste Veränderungen der Textpassagen darauf hindeuten, daß sich nichts wiederholt. Dabei ist die Beschreibung dessen, wovon berichtet wird, äußerst präzise und bei allem Wortreichtum immer auf das Wesentliche konzentriert.
Anders als Carlos Castaneda, dessen Begegnungen mit seinem Lehrmeister Juan Matus in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Millionen von Suchenden faszinierte und der aus der esoterischen Szene jener Jahre nicht mehr wegzudenken ist, verzichtet Helmut Barthel auf jeden Entwurf einer neuen Kosmologie, die die Welt anders, aber eben auch erklärt. Zauber kalt ist kein Zauberbuch, an dessen Ende die Leser fasziniert den Gang der Macht oder etwas anderes einüben, sondern der Bericht von Begegnungen und Berührungen mit einer Welt, deren Unabweislichkeit sich dem Protagonisten wie dem Leser vermittelt, ja geradezu aufdrängt, in all ihrer Fremdheit, ohne sich zu entschlüsseln oder zu erklären.
Die ersten Erlebnisse einer verschobenen Wirklichkeit ereignen sich schon vor Antritt der Reise – ein merkwürdiger Gipsabdruck in einem Antiquariat, ein geheimnisvoller Tourist, den alle anders oder auch gar nicht wahrgenommen haben, die Konfrontation mit einem afrikanischen Stammeskrieger in einer Hamburger Wohngemeinschaft, die der Erzähler im Rückgriff präsentiert. Der Leser erfährt, daß sich der Protagonist schon länger mit außergewöhnlichen Phänomenen beschäftigt, daß er gewisse Kenntnisse und Fertigkeiten auf diesem Gebiet erlangt und sich einen entsprechenden Namen gemacht hat.
Natürlich war meine Beschäftigung von Jugend an mit exotischen Religionen und Kulturen, ihren Denkweisen und ihren Geheimnissen ebenso wie das Interesse an altem Wissen und Künsten für mich mehr als nur ein Steckenpferd. […] Ein besonderer Reiz lag fraglos für mich in der Möglichkeit, auf einen schier unerschöpflichen Reichtum an verlorenen Konzepten, ungereiften Denkspielen und schwer zu enträtselnden Praktiken zurückgreifen zu können, besonders in meinem kritischen Bemühen, das Denken in den modernen Wissenschaften und Kulturen und die Standpunkte moderner Kosmologien auf diese Weise unter Spannung zu setzen und zu hinterfragen. [S. 49/50]
Mit Selbstironie und Sprachwitz schildert der Ich-Erzähler auch die Eitelkeiten und daraus erwachsenden sozialen Fallstricke, die aus den Reaktionen des Umfeldes auf solcherlei Fertigkeiten auf eben jenem Gebiet der Magie resultieren. Das trägt zur Authentizität des Geschrieben bei, ist aber immer wieder auch entspannend und äußerst unterhaltsam.
In Lappland angekommen, trifft die Wucht der Ereignisse die Reisenden schneller und unvermittelter als zunächst gedacht. Nachdem die Einwohner in der Bari im 30 km entfernten Inari, wohin montäglich die Einkaufs- und Posttour der Beiden geht, auf neugieriges wie plumpes Befragen jeden Bezug zum Schamanismus in dieser Gegend weit von sich weisen, lehrt die Tatsächlichkeit etwas anders.
Zunehmend werden die Tage am See bestimmt von den kürzer werdenden Hellphasen, die bald einem dauernden Dämmerlicht weichen, um die zum Überleben notwendigen Verrichtungen zu erledigen. Die Schilderungen einer durch Dunkelheit eingeschränkten Alltagsbewältigung werden durchbrochen, ja in wachsendem Maße durchwirkt von jenen Ereignissen, die Anlaß und Motiv des Aufbruches, aber weder vorhersehbar noch planbar gewesen waren. Wie der Erzähler aus eigenem Antrieb zwar, aber ohne eigenes Zutun und vor allem ohne Zugriff in Situationen gerät, die ihn in Zustände existentieller Not und nie gekannter Ängste versetzen, und dort gleichzeitig die größte Freiheit und Geborgenheit erfährt, das ist so dicht und kurzgetaktet geschildert, daß der Leser selbst unweigerlich in den Sog und Strudel der Ereignisse gerät.
Mit 150 Seiten ist der sehr dicht erzählte Roman ein eher schmales Bändchen, das man, bei anderer Schwerpunktsetzung, leicht auf das Vielfache hätte bringen können. Obwohl er sich mit bekannten Vertretern des magischen Realismus die Leidenschaft des Erzählens und die Beschäftigung mit existentiellen Fragen, mit der ‚Welt hinter den Dingen‘ und einer ‚Wirklichkeit hinter der Zeit‘ teilt, und sich wie die phantastische Literatur jeder Integration unerklärlicher Vorkommnisse in ein bestehendes Ordnungssystem verweigert, entzieht sich der Bericht, der stilistisch wie sprachlich in seiner Reichhaltigkeit und Innovation überzeugt, doch jeder Kategorisierung.
Mit Fortschreiten der Lektüre nehmen auch die ungewöhnlichen Ereignisse und Phänomene an Intensität und Häufigkeit zu, so daß Zauberisches wie Alltag gleichermaßen unheimlich und fremd werden, aber die Achtsamkeit wächst.
Sehr wohl hielten solche und ähnliche Erlebnisse, die in Folge besonderer Aufmerksamkeit und fremder Umgebung nur allzu natürlich erschienen, ein außergewöhnliches Maß an Wachheit und Intensität bei der Handhabung auch der geringsten Kleinigkeiten nahezu ununterbrochen aufrecht. Keineswegs jedoch waren diese Eindrücke und Erfahrungen auch nur oberflächlich zu verwechseln mit den Übergriffen und den Unabweisbarkeiten unerklärlichster und furchterregendster Ereignisse, die sich seit unserer Begegnung mit dem Ledergesicht, wie ich indessen den totgeschwiegenen Ortsschamanen in stummer Stimmigkeit nannte, in der Bari von Inari in immer kürzeren Abständen und immer heftiger in ihren Auswirkungen unseren Bemühungen, Normalität aufrechtzuerhalten, manchmal sogar schon fast vernichtend aufzwangen. [S. 103]
Als die beiden Reisenden nach Hamburg zurückkehren, ist, nach einem halbherzigen Versuch, zum Erfahrenen Abstand zu gewinnen und sich neu zu sortieren, klar, daß die Umgebung ihre einstige Vertrautheit verloren hat und wohl auch nicht mehr wiedergewinnen wird. Vielmehr erweist sich hier, daß Lappland und Hamburg, Vergangenheit und Zukunft, sogenanntes Magisches und scheinbar Tatsächliches unauflöslich miteinander verbunden sind.
[…] unbezweifelbar hat sich indessen der Faden meines persönlichen Schicksals mit der Linie jener Herkunft auf nicht mehr zu lösende Weise verbunden, deren Horizont und Gültigkeit viele Einwände zur Glaubhaftigkeit und zur Genauigkeit gegenstandslos werden lassen, weil sie sich als Mutter aller ungeschlagenen Schlachten von der Wirklichkeit ernährt. [S. 9]
Das Erscheinen von Zauber kalt, Band 2 und 3 ist noch für dieses Jahr 2016 geplant.
Copyright 2016 by MA-Verlag
REZENSION: Helmut Barthel – Zauber kalt, Teil 1, Bari in Inari (Roman)
(SB)
Helmut Barthel
Zauber kalt
Ein Märchen für Erwachsene
Teil 1 – Bari in Inari
Wo es kalt und dunkel ist …
„Zauber kalt“ ist ein ungewöhnlich distanzloses Buch. Es entstand in Anlehnung an die Erlebnisse und Erfahrungen im Umfeld einer Reise nach Lappland, die Autor Helmut Barthel Ende 1975 in Begleitung einer Freundin unternahm. Obgleich er im Prolog auf die Subjektivität seiner Eindrücke hinweist und auch der Untertitel “Ein Märchen für Erwachsene„ keinerlei Wahrheitsanspruch vermittelt, erfüllt den Leser vom ersten Absatz an die Gewißheit, es mit einem vollkommen authentischen Bericht zu tun zu haben. Gemeinsam mit Helmut Barthel und seiner Freundin Kirsten gerät man sogleich in den unwiderstehlichen Sog von Begebenheiten, die sich zwischen dem damaligen Hamburger Wohnort des Autors in der Eppendorfer Ludolfstraße und einer gemieteten Blockhütte am Inarisee im nördlichen Lappland ereignen, während die beiden ihr erklärtes Anliegen verfolgen, „nach den Dingen hinter den Dingen zu forschen“:
Weiter …
Schattenblick - INFOPOOL - DIE BRILLE - REDAKTION
REZENSION/015:
Helmut Barthel – Zauber kalt, Teil 1, Bari in Inari (Roman)
(SB)
zur Onlinebestellung bei tredition, Amazon und für Buchhändler
Helmut Barthel
im Kulturcafé Komm du
Hamburg-Harburg
erschienen im Mai 2015
Paperback
Seitenanzahl 200
Preis 12,80 €
ISBN/EAN:978-3-925718-29-8
Klappentext:
Seit Mai 2013 präsentierte Helmut Barthel in lockerer Lesefolge aus seinem reichen Fundus von über 1000 Gedichten im Kulturcafé Komm du in Hamburg Harburg eine Auswahl aus der Edition „Dichterstube“. Die ersten fünf Lesungen zeichnet der MA-Verlag jetzt mit einer Reihe von fünf Lyrikbändchen nach, die so unterschiedliche Bereiche wie ‚Innen- und Umwelt‘, ‚Politik und Soziales‘, ‚Mythisches und Magisches‘, ‚Sprache und Denken‘ und nicht zuletzt ‚Humoristisches und Satire‘ umfassen. Jene, die dabei waren, mögen sich so den Eindruck noch einmal wachrufen, den der überzeugende Vortrag hinterließ, aber auch in der reinen Lektüre entfaltet sich Helmut Barthels Wortmagie auf einzigartige Weise. Für alle Gedichte gilt, was der Autor selbst einmal so formulierte:
… und der Reim
als Archiv
hält den Keim
frisch und tief.
Inhalt
168: Afrika irgendwo | 13 |
293: Das blaue Hemd | 17 |
332: Die grüne Haube | 19 |
276: Der Nasenzwerg | 21 |
359: Post am Pol | 23 |
312: Himmelsruf | 25 |
269: Morgentau | 27 |
338: Lichtgeburt | 29 |
091: Das Puck-Gebet | 31 |
322: Ich liebe dich | 33 |
245: Der Hügel | 35 |
069: Heimat | 37 |
273: Teufelchen | 39 |
297: ApoAgitProp Ballade | 43 |
111: Erschrocken | 49 |
180: Bitteres Vergißmeinnicht | 51 |
134: Räuberballade | 53 |
131: Zu alt | 57 |
124: Fuchsvermächtnis | 61 |
067: Hexen | 65 |
066: Die Nornen | 69 |
196: Windgeflüster | 71 |
200: Flugtraum | 75 |
147: Fürchte dich | 79 |
201: Ruf des Blutes | 81 |
140: Ausbruch | 85 |
324: Klabautermann | 89 |
126: Wasser | 93 |
167: Kleines Feuer | 97 |
296: Zeit mit Hut | 99 |
277: Fluctui | 101 |
335: Hirsekorn | 105 |
191: Trollheim | 109 |
317: Erlkönig | 115 |
234: Verloren | 119 |
255: Danach | 123 |
357: Halali | 127 |
347: Der Held | 131 |
216: Der Mantel | 133 |
219: Das kalte Dach | 137 |
212: Rotmütz | 141 |
197: Der schwarze Karfunkel | 145 |
182: Die Geldfabel | 149 |
260: Hüte dich | 153 |
128: Zwergschaft | 157 |
149: Alter Zorn | 163 |
045: Wölfe | 167 |
233: Leise | 169 |
261: Bete aufrecht | 173 |
263: Wer sagt . | 175 |
222: Eisentanz und Firlefanz | 179 |
104: Menschenrecht | 183 |
028: Das Lied | 187 |
003: Sturm | 191 |
025: Wegzehrung | 193 |
Das Puck-Gebet
Wirf die Sterne in die Wolken,
laß’ es schneien in der Nacht,
dann hast du das Licht gemolken,
das das Weltall sichtbar macht.
Schwing’ dich in die höchsten Wipfel
mit der Sprung- und Kletterkunst,
setz’ dich auf des Baumes Gipfel
für ein Nebelbad im Dunst.
Grüß’ den Morgen vor der Sonne,
lang’ bevor die Welt erwacht,
find’ dich ein zur Elfenwonne,
die dir düst’re Freude macht.
Wenn der Tag die Schatten bricht,
die dir Schutz und Heimat sind,
schließ’ die Augen vor dem Licht,
und schlaf’ wie des Nachts das Kind.
Träume von dem nächsten Mond,
der dich weckt und neu belebt,
dessen Schein dich schirmt und schont
und dir Prachtgewänder webt.
Sorge nur in deinem Traum,
auch wenn es dir lästig ist,
für den dunklen Lebensraum,
den der Mensch so gern vergißt.
(© 2000 by Helmut Barthel, MA-Verlag)
zur Onlinebestellung bei tredition, Amazon und für Buchhändler
Helmut Barthel
im Kulturcafé Komm du
Hamburg-Harburg
erschienen im Mai 2015
Paperback
Seitenanzahl 148
Preis 10,90 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-30-4
Klappentext:
Seit Mai 2013 präsentierte Helmut Barthel in lockerer Lesefolge aus seinem reichen Fundus von über 1000 Gedichten im Kulturcafé Komm du in Hamburg Harburg eine Auswahl aus der Edition „Dichterstube“. Die ersten fünf Lesungen zeichnet der MA-Verlag jetzt mit einer Reihe von fünf Lyrikbändchen nach, die so unterschiedliche Bereiche wie ‚Innen- und Umwelt‘, ‚Politik und Soziales‘, ‚Mythisches und Magisches‘, ‚Sprache und Denken‘ und nicht zuletzt ‚Humoristisches und Satire‘ umfassen. Jene, die dabei waren, mögen sich so den Eindruck noch einmal wachrufen, den der überzeugende Vortrag hinterließ, aber auch in der reinen Lektüre entfaltet sich Helmut Barthels Wortmagie auf einzigartige Weise. Für alle Gedichte gilt, was der Autor selbst einmal so formulierte:
… und der Reim
als Archiv
hält den Keim
frisch und tief.
Inhalt
110: Rauch | 11 |
053: Gaumengeist | 13 |
167: Kleines Feuer | 15 |
327: Der Sündenpilz | 17 |
356: Steigen | 19 |
354: Mikrozwerg | 21 |
084: Voller Mond | 23 |
161: Nahtlos | 25 |
048: Frösteln | 27 |
087: Tagtraum | 29 |
078: Windheim | 31 |
238: Rutschbahn | 33 |
254: Ein bißchen Blau | 39 |
264: Appendix | 43 |
287: Melancholie | 47 |
304: Nebelbank | 51 |
308: Die höchste Kunst | 53 |
309: Nebelriß | 57 |
339: Altes Glück | 59 |
113: Regennacht | 61 |
080: Zeichen | 63 |
096: Aufbruch | 65 |
156: Traumtanz | 67 |
139: Sternenlicht | 71 |
189: Hexenschritthüter | 73 |
353: Ahorns Reise | 77 |
349: Ein bunter Hund | 81 |
344: Der Spaßer | 85 |
310: Kieselsteinballade | 89 |
227: Der Zug | 93 |
193: Der Mückenstich | 97 |
130: Schwarm | 99 |
098: Rotkäppchen | 105 |
294: Käferkarma | 111 |
101: Vogelfrei | 113 |
160: Furio | 117 |
267: Die Einwilligung | 125 |
170: Die andere Seite | 129 |
141: Totenklage | 133 |
203: Schwefelhut | 137 |
Wunschgedicht | |
091: Das Puck-Gebet | 141 |
Tagtraum
Ich möchte gerne reisen
auf nimmer Wiederkehr
und ohne Magen speisen,
von jedem immer mehr.
Ich möchte gerne fliegen
ganz ohne Flügelschlagen
und ohne Mühe siegen,
mit Lust und Freude klagen.
Ich möchte gern so vieles
und nie ist es genug,
als Herrscher dieses Spieles
wär’ ich unschlagbar klug.
Ach, wenn ich erst beginne
zu wünschen und zu träumen,
entfliehen mir die Sinne
in grenzenlosen Räumen.
Doch sind es gerade diese,
die ich zum Reisen brauche,
und dafür reicht die Wiese
und Sonne auf dem Bauche.
(© 2000 by Helmut Barthel, MA-Verlag)
zur Onlinebestellung bei tredition, Amazon und für Buchhändler
Helmut Barthel
im Kulturcafé Komm du
Hamburg-Harburg
erschienen im Mai 2015
Paperback
Seitenanzahl 192
Preis 12,50 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-31-1
Klappentext:
Seit Mai 2013 präsentierte Helmut Barthel in lockerer Lesefolge aus seinem reichen Fundus von über 1000 Gedichten im Kulturcafé Komm du in Hamburg Harburg eine Auswahl aus der Edition „Dichterstube“. Die ersten fünf Lesungen zeichnet der MA-Verlag jetzt mit einer Reihe von fünf Lyrikbändchen nach, die so unterschiedliche Bereiche wie ‚Innen- und Umwelt‘, ‚Politik und Soziales‘, ‚Mythisches und Magisches‘, ‚Sprache und Denken‘ und nicht zuletzt ‚Humoristisches und Satire‘ umfassen. Jene, die dabei waren, mögen sich so den Eindruck noch einmal wachrufen, den der überzeugende Vortrag hinterließ, aber auch in der reinen Lektüre entfaltet sich Helmut Barthels Wortmagie auf einzigartige Weise. Für alle Gedichte gilt, was der Autor selbst einmal so formulierte:
… und der Reim
als Archiv
hält den Keim
frisch und tief.
Inhalt
028: Das Lied | 13 |
140: Ausbruch | 17 |
182: Die Geldfabel | 21 |
135: Der Finger | 25 |
186: Blattspitzen | 29 |
215: Vision | 33 |
073: Geistesfessel | 37 |
092: Ahnung | 41 |
106: Milch vegan | 45 |
239: Zählen | 47 |
207: Der Biß | 51 |
220: Waldfrieden | 55 |
248: Der Riß | 61 |
256: Begegnung | 65 |
265: Das halbe Herz | 67 |
300: Fliegerball | 71 |
307: Das Welkblattmärchen | 73 |
303: Hufscharren | 77 |
345: Überflüssig | 81 |
325: Keimfrei | 83 |
268: Kosmogolem | 85 |
252: Das Kartenhaus | 87 |
145: Schöpfung | 91 |
041: Graviton | 95 |
146: Erde | 97 |
352: Lachen tief | 101 |
082: Himmel und Hölle | 103 |
188: Wissen | 107 |
190: Vergeßlichkeit | 111 |
Tiermoritaten | |
Sühnelos (Oktober 1995) | 115 |
Schade (März 1996) | 119 |
Die Feier (Oktober 1996) | 123 |
Kosmetik (Februar 1997) | 127 |
Der Barsch (April 1997) | 131 |
Hamsterrad (August 1997) | 135 |
Ferdinand (November 1997) | 139 |
Das tapfere Schneiderlein (Mai 1998) | 143 |
Aus: Gedichte zum Jahreswechsel | |
12.12.2006 (Hartz IV) | 147 |
Wunschgedichte | |
277: Fluctui | 149 |
267: Die Einwilligung | 153 |
347: Der Held | 157 |
273: Teufelchen | 159 |
353: Ahorns Reise | 163 |
349: Ein bunter Hund | 167 |
130: Schwarm | 171 |
189: Hexenschritthüter | 177 |
297: ApoAgitProp Ballade | 181 |
Die Geldfabel
„Reich’ mir mal die Nuß, du Affe“,
sprach das Langhalstier hinauf.
„Hol’ sie dir doch selbst, Giraffe,
denn ich fresse grad und sauf’.“
Keine Frage, kein Problem,
ein, zwei Schritte und ein Biß
mit dem langen Hals, bequem
ist dem Tier die Nuß gewiß.
Jeder sorgt für sich allein,
doch auch für den ander’n mit,
und es kann kein Zweifel sein,
Tauschen hält die Freundschaft fit.
Manche aber wollten’s nicht,
weil sie doch bescheiden waren,
und verweigerten die Pflicht,
um sich Mühe zu ersparen.
„Sparen“, sprach ein Tier darauf,
„ließe sich doch auch noch tauschen,
wenn ich statt zu sparen kauf’,
und das Zählen lern’, statt lauschen.“
Leider galt das Tier als klug,
und zufrieden war wohl keiner,
viel zu nah schien der Betrug,
und am Ende hat nur einer
seinen freien Nutzgebrauch,
und die letzte Mahlzeit schwindet
in dem alten, schweren Bauch,
wo sie niemand wiederfindet.
Laßt uns also konsequent,
womit wir auch Handel treiben,
und bevor es wer verpennt,
in die große Dünung schreiben:
„Wieviel Mal ist es gewesen,
daß du mir geholfen hast“,
kann im Sande jeder lesen,
„und wenn jemand es verpaßt.“
„Besser noch, wir nehmen Steine,
ganz besond’re, denke ich,
oder gar bedruckte Scheine“,
sprach das kluge Tier zu sich.
Alle konnten es gut hören,
stimmten ab und waren eins
darin, sich nicht mehr zu stören
und zu scheiden meins und deins.
Waren auch die Tiere froh
über das erfund’ne Geld,
wissen wir doch heute, so
kam das Böse in die Welt.
(© 2004 by Helmut Barthel, MA-Verlag)
zur Onlinebestellung bei tredition, Amazon und für Buchhändler
Helmut Barthel
im Kulturcafé Komm du
Hamburg-Harburg
erschienen im Mai 2015
Paperback
Seitenanzahl 124
Preis 10,00 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-32-8
Klappentext:
Seit Mai 2013 präsentierte Helmut Barthel in lockerer Lesefolge aus seinem reichen Fundus von über 1000 Gedichten im Kulturcafé Komm du in Hamburg Harburg eine Auswahl aus der Edition „Dichterstube“. Die ersten fünf Lesungen zeichnet der MA-Verlag jetzt mit einer Reihe von fünf Lyrikbändchen nach, die so unterschiedliche Bereiche wie ‚Innen- und Umwelt‘, ‚Politik und Soziales‘, ‚Mythisches und Magisches‘, ‚Sprache und Denken‘ und nicht zuletzt ‚Humoristisches und Satire‘ umfassen. Jene, die dabei waren, mögen sich so den Eindruck noch einmal wachrufen, den der überzeugende Vortrag hinterließ, aber auch in der reinen Lektüre entfaltet sich Helmut Barthels Wortmagie auf einzigartige Weise. Für alle Gedichte gilt, was der Autor selbst einmal so formulierte:
… und der Reim
als Archiv
hält den Keim
frisch und tief.
Inhalt
359: Post am Pol | 11 |
070: Schnee | 13 |
315: Apfelschaum | 15 |
219: Das kalte Dach | 17 |
071: Weihnachtszeit | 21 |
284: Arme Wurst | 23 |
283: Kurze Scham | 25 |
198: Suppenfurz | 27 |
035: Der Nebenraum | 29 |
164: Inschrift | 31 |
052: Yeti | 33 |
039: Dicht | 35 |
062: Schattenblick | 37 |
259: Sieben Schatten | 39 |
Aphorismen | |
Es war einmal … 31 heitere Verse | 41 |
Von und mit H. Bart | |
058: Frieden | 55 |
043: Eisen | 57 |
360: Wehmut | 59 |
290: Wie | 61 |
361: Du | 65 |
Rock-Liedtext: Ich will starten | 67 |
Wunschgedichte | |
212: Rotmütz’ | 71 |
097: Der Feenberg | 75 |
332: Die grüne Haube | 81 |
248: Der Riß | 83 |
069: Heimat | 87 |
Sonett/003: Letzte Pflicht | 89 |
099: Mjöllnir | 91 |
091: Das Puck-Gebet | 97 |
299: Der Schritt | 99 |
255: Danach | 101 |
209: Grüner Schimmer | 105 |
149: Alter Zorn | 109 |
168: Afrika irgendwo | 113 |
Wetterverse Dezember 1995: Hunger | 119 |
Das kalte Dach
Ich hab’ es nicht gefunden,
das Plätzchen, das ich such’,
mir folgt seit vielen Stunden
der Obdachlosenfluch.
Will ich mich doch nur schützen
vor Wind und Schnee und Zug,
und Mäntel oder Mützen,
die wärmen nicht genug.
Denn Schnee von oben frachtet,
es kneift das Windgebiß,
mein Körper zittert, schmachtet,
ich friere und krieg Schiß.
Wovor soll ich mich ducken,
wenn ich alleine bin,
hätt’ ich doch was zum Schlucken,
es gäb’ der Kälte Sinn.
Niemand kann sie erklären,
die tunnelschwarze Angst,
warum sollst du dich wehren,
nichts da, um das du bangst.
Das wird die letzte Treppe,
die ich hinuntersteige,
mich nicht mehr weiterschleppe,
zum Kämpfen doch zu feige.
Auch dieser Brückenbogen
ist vollständig besetzt,
schnell hab’ ich mich verzogen,
bevor mich jemand hetzt.
Doch findet meine Suche
dann plötzlich ihren Halt,
ein Platz wie aus dem Buche,
mir ist auch nicht mehr kalt.
Fast zähle ich die Sterne
im warmen Lampenschein
der kleinen Hauslaterne,
als wär’ ich nicht allein.
Die harte Bordsteinkante,
die merke ich doch kaum,
ich treff’ die gute Tante
aus meinem Kindertraum.
Es heißt in den Gazetten,
es könnte nicht passieren,
wenn wir geholfen hätten,
daß manche doch erfrieren.
(© 2004 by Helmut Barthel, MA-Verlag)
zur Onlinebestellung bei tredition, Amazon und für Buchhändler
Helmut Barthel
im Kulturcafé Komm du
Hamburg-Harburg
erschienen im Mai 2015
Paperback
Seitenanzahl 200
Preis 12,80 €
ISBN/EAN: 978-3-925718-33-5
Klappentext:
Seit Mai 2013 präsentierte Helmut Barthel in lockerer Lesefolge aus seinem reichen Fundus von über 1000 Gedichten im Kulturcafé Komm du in Hamburg Harburg eine Auswahl aus der Edition „Dichterstube“. Die ersten fünf Lesungen zeichnet der MA-Verlag jetzt mit einer Reihe von fünf Lyrikbändchen nach, die so unterschiedliche Bereiche wie ‚Innen- und Umwelt‘, ‚Politik und Soziales‘, ‚Mythisches und Magisches‘, ‚Sprache und Denken‘ und nicht zuletzt ‚Humoristisches und Satire‘ umfassen. Jene, die dabei waren, mögen sich so den Eindruck noch einmal wachrufen, den der überzeugende Vortrag hinterließ, aber auch in der reinen Lektüre entfaltet sich Helmut Barthels Wortmagie auf einzigartige Weise. Für alle Gedichte gilt, was der Autor selbst einmal so formulierte:
… und der Reim
als Archiv
hält den Keim
frisch und tief.
Inhalt
168: Afrika irgendwo | 17 |
061: Das blaue Band | 13 |
175: Eulenschrei | 15 |
083: Horst | 17 |
074: Das Blut der Bäume | 19 |
065: Der Maulwurf | 21 |
005: Die ewigen Windungen der Rose | 23 |
210: Asphalt | 25 |
034: Ofenrohr | 27 |
118: Weiße Tauben | 29 |
321: Menschendenke | 31 |
331: Fette Wurst | 33 |
184: Die Erbse | 35 |
075: Bon surreal | 37 |
194: Ein Unfall | 39 |
278: Falsifikation | 43 |
236: Geister | 47 |
295: Besenspan | 51 |
102: Kleines Volk | 55 |
138: Verborgen | 57 |
036: Schamane | 59 |
037: Traumzeit | 61 |
235: Blocksberg | 63 |
340: Das rote Tuch | 67 |
337: Engels Hordentod oder Europa | 73 |
318: Irgendwann | 79 |
185: Der Krah | 85 |
174: Krähen | 94 |
172: Geschichten | 95 |
280: Verstellt | 101 |
274: Klopfen | 103 |
270: Unnachgiebig | 109 |
258: Verbindung | 113 |
250: Der Ring | 117 |
242: Das Knochenspiel | 121 |
223: Ur-Sprung | 125 |
306: Sternenrest | 129 |
231: Der Gruß | 131 |
054: Zukunftsfrei | 135 |
081: What a Wonderful World | 139 |
121: Grün | 141 |
226: Schon vergessen | 145 |
205: Geschwister | 149 |
Wunschgedichte | |
233: Leise | 155 |
098: Rotkäppchen | 161 |
097: Der Feenberg | 167 |
149: Alter Zorn | 173 |
206: Der Hauch | 177 |
243: Der Bund | 181 |
260: Hüte dich | 183 |
267: Die Einwilligung | 187 |
273: Teufelchen | 191 |
Das blaue Band
Wer es sieht,
erkennt es nicht,
und es zieht
durch jedes Licht
seine himmelblaue Spur,
ohne jemals mehr zu sein
als die Dauerkorrektur
uns’rer Wirklichkeit zum Schein.
(© 1999 by Helmut Barthel, MA-Verlag)
zur Onlinebestellung bei tredition, Amazon und für Buchhändler
MA-Verlag – 25795 Stelle-Wittenwurth – ma-verlag@gmx.de